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Kurz reflektiert: Unsere Wälder im Klimawandel

Was für ein Sommer! Uns allen wird der diesjährige Rekordsommer noch eine Weile lebhaft im Gedächtnis bleiben – die Temperaturen in den Dachgeschosswohnungen ließen kaum Schlaf zu, unsere Gärten sind teilweise immer noch braun, die Regentanks leer. Doch wie geht es außerhalb der Stadt unseren Wäldern, nach einem erneuten heißen und trockenen Sommer?

Unsere Bäume mussten durch eine Periode extremen Trockenstresses. Nach dem sehr trocken-heißen Sommer 2018, der etwa in Bayern für einen sommerlichen mittleren Blattverlust von 21,3 % geführt hat (s. BSELF 2019), mussten sie nun auch den Sommer 2019 aushalten. Neben verringertem Wachstum, Blattverlust und sogar gänzlichem Austrocknen kommt auch die stärkere Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen hinzu. Und das sieht man! Bei einem Besuch im Taunus bei meinem Bruder vor ein paar Wochen ist es mir besonders aufgefallen (er wohnt auf einem Hügel und kann die umliegenden Wälder überblicken): Überall ausgedehnte Flecken aus vertrockneten Bäumen zwischen dem Grün! Der Sommer hat unsere Wälder hart getroffen – aber anscheinend nicht alle Baumarten gleichermaßen?

Es gibt einige Baumarten, denen der Trockenstress deutlich stärker zusetzt als anderen. Zum Leidwesen der deutschen Forstwirtschaft gehört beispielsweise die Fichte dazu – ein schnellwachsender Nadelbaum, der in vielen Wirtschaftswäldern bevorzugt gepflanzt wird. Die folgende Abbildung stammt aus einer Studie in Österreich und zeigt den Jahreszuwachs von Fichten an unterschiedlichen Standorten in einer österreichischen Weinbauregion und den Palmer Trockenindex (PDSI) von 1980 bis 2008 (den PDSI nur bis 2003). Sie zeigt, wie sehr die Fichten auf Trockenheit reagieren (teils leicht zeitverzögert, vermutlich je nach verbleibenden Wasserreserven oder weiteren äußeren Einflüssen). Dadurch, dass bedingt durch den Klimawandel Temperatur- und Trockenheitsextrema in Zukunft zunehmen werden, verringert sich der Bereich, der ideale Wuchsbedingungen für die Fichte bietet.

Abb. 1: Reaktion von Fichten auf Trockenheit (Schüler et al. 2013)

Was bedeutet das nun für unsere Wälder? In Zukunft wäre es eine Option, wieder verstärkt auf heimische Baumarten zu setzen und Mischwälder mit resistenteren Arten anzulegen – ist eine Baumart von Krankheiten, Stress oder Schädlingen betroffen, gibt es so ein größeres Auffangnetz durch andere Arten. Natürlich ist das nur eine mittelfristige Lösung und lediglich Symptombekämpfung. Sollte der Klimawandel weiter voranschreiten, werden auch die Bereiche mit idealen Wuchsbedingungen für weitere Baumarten schrumpfen. Die Wanderung von Arten in kältere Lagen wird so lange voranschreiten, bis es keine Wuchsorte mehr für sie gibt. Das gilt ebenso für Tier- und weitere Pflanzenarten. Priorität sollten daher Maßnahmen haben, die in die Systeme eingreifen, die für den Klimawandel verantwortlich sind – aber das wissen wir doch eigentlich alle…

Am Rande: Bei den Stadtbäumen wird gerade, vor allem in den letzten 2-3 Jahren, mit resistenteren Arten experimentiert – besonders Zürgelbaum, Linde und Eiche.

Schüler, S./Grabner, M./ Karanitsch-Ackerl, S./ Fluch, S./ Jandl, R./ Geburek, T./ Konrad, H. (2013): Fichte – fit für den Klimawandel? BFW-Praxisinformation 31: 10 – 12. Online seit 13.04.2016 unter: http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/waldbau/genetik/bfw_fichte_klimawandel/index_DE

BSELF (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) (2019): Heißer Sommer hinterlässt Spuren am Wald. Online seit 04.02.2019 unter: http://www.stmelf.bayern.de/service/presse/pm/2019/210977/index.php

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