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Klimawandel und die Probleme der Baumschulen

Die Landwirtschaft insgesamt steht aktuell vor großen Herausforderungen. Die Baumschulwirtschaft nimmt dabei in der öffentlichen Wahrnehmung eine Nischenrolle ein, dabei ist auch dort das Arbeitsumfeld insgesamt rauer geworden. Neben Umweltfaktoren sind dafür auch steigende Lohn- und Verwaltungskosten sowie ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften verantwortlich. Als eine der größten Herausforderungen gilt der Umgang mit dem Wetter.

Insbesondere der extrem trockene Sommer 2018, aber auch die Hitzerekorde in diesen Sommer stellen die Baumschulen vor teils unlösbare Herausforderungen. Große Teile der Kultur über Monate zu bewässern stellt einen enormen personellen und finanziellen Aufwand dar und selbst mit diesem Aufwand sind Ausfälle unvermeidlich. Dazu kommen noch sich häufende Starkwetterereignisse wie Hagel, welcher große Teile der Kultur in wenigen Minuten vernichten können. Die entsprechenden Versicherungsprämien sind dementsprechend nicht günstiger geworden, im Gegenteil. Das extreme Wetter hat nicht nur Auswirkungen auf die Produktion von Gehölzen, sondern verändert auch die Nachfrage.

Insbesondere in den letzten beiden Jahren ist dabei eine Diskussion über bzw. die Suche nach hitzeresistenten „Klimabäume“ entstanden. Diese stehen häufig in Konflikt mit einheimischen Arten. Letztere sind meist mehr für waldähnliche Standorte geeignet. Die resistenteren Arten wie der Zürgelbaum oder andere beziehungsweise neuere Sorten von Linde und Buche kommen mit dem Extremstandort Stadt, welcher geprägt ist durch Hitze und Wassermangel, wesentlich besser klar. Die Baumschulen müssen sich zudem auch mit den wachsenden Problemen durch eingeschleippte Schädlinge befassen, welche sich durch die Klimaveränderung in Europa und Deutschland breitmachen. Ein großer Teil stammt aus China.

Problematisch sind sie insbesondere, weil sie oft keine einheimischen Feinde haben, auch gesunde Bäume anfallen und kaum bis nicht bekämpfbar sind. Ein Beispiel ist der asiatische Laubholzkäfer. Die bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft schreibt, dass es sich dabei um einen besonders gefährlichen Schädling handelt, welcher fast alle Laubholzarten anfallen kann – das kann zum Absterben der befallenen Bäume führen. Beim Laubholzkäfer handelt es sich deswegen um einen sogenannten Quarantäneschädling. Das beinhaltet zum einen, dass er meldepflichtig ist. Betroffene Gebiete können anschließend unter Quarantäne gestellt werden. Außerdem gilt es, seine Ausbreitung mit teils extremen Maßnahmen zu stoppen. Grundlage dafür ist der EU-Durchführungsbeschlusses 2015/893 vom 09. Juni 2015. Doch auch andere Schädlinge sind auf dem Vormarsch. Bei Xylella handelt es sich um einen bakteriellen Erreger vieler Krankheiten, welcher ursprünglich aus Amerika stammt.

Seine Bekämpfung ist schwierig, da befallene Pflanzen über Monate keine Symptome zeigen und der Erreger durch unterschiedliche Insekten übertragen werden kann. Natürlich betrifft auch das Thema Plastikmüll die Arbeit der Baumschulen. Hier sucht man ebenfalls nach Lösungen, um Plastikmüll auch in der Baumschulwirtschaft zu reduzieren beziehungsweise diesen in nachhaltigen Recyclingsystemen einzubinden. Die Baumschule Hallen bemüht sich zudem, zunehmend Plastiktöpfe zu verwenden, die weitestgehend aus recyceltem Plastik bestehen und hat ein Pfandsystem für die weitverbreiteten schwarzen Plastikkisten eingeführt. Dennoch ist der Verbrauch gemessen an nachhaltigen Standards noch deutlich zu hoch und die Baumschulbetriebe benötigen Alternativen als Lösung, wie beispielsweise biologisch abbaubare Pflanztöpfe, welche auch die hohen Stabilitätsanforderungen erfüllen. Die Baumschulwirtschaft steht somit sowohl im Zuge des Klimawandels als auch in Puncto Nachhaltigkeit vor großen Herausforderungen. Doch um ein altes Gärtnersprichwort zu zitieren: „Nur die Harten kommen in den Garten!“

 Johannes Hallen  ist Mitglied im Arbeitskreis „Land- und Forstwirtschaft“ und Absolvent der Geographie (B.Sc./Münster). Der Artikel fasst die Ergebnisse eines Interviews mit Margot Wild-Hallen (Geschäftsführerin der Hallen Baumschulen) zusammen.

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