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Revolution Digitalisierung – und wer übernimmt die Verantwortung? Vortrag von Dipl. Mathematiker K. Keus im C.A.R.L. am 19. Februar 2019

Klaus Keus, Dipl. Mathematiker:

Revolution Digitalisierung – und wer übernimmt die Verantwortung?

   Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Digitalisierung“ referierte der Mathematiker und Informatiker und IT-Sicherheitsexperte Klaus Keus über die ethischen Auswirkungen der digitalen Revolution. Wurde – auch von ihm – die Entwicklung der  Digitalisierung zunächst nur aus dem technischen Blickwinkel betrachtet, so bedarf es jetzt einer Reflexion der gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung. Mit der globalen Vernetzung ist eine Schwelle überschritten, deren Auswirkungen der Referent mit den Epochen der Aufklärung und der Industriellen Revolution vergleicht. Der Mensch ist immer online und  digital vernetzt, ob im Beruf, in der Freizeit oder privat in der Familie. Täglich werden 2,5 Mrd. Gb neue Daten erzeugt, Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. „Alles was digitalisierbar gemacht werden kann, wird digitalisiert.“ Diese globale Revolution bewirkt neben disruptiven Arbeitsauswirkungen auch eine fundamentale Umwälzung ethischer Grundhaltungen, denn das Internet hat inzwischen die Rolle eines zentralen Gestaltungsinstruments übernommen. „Wir lassen uns bestimmen.“ Das Internet gibt die Kommunikationsregeln vor und ist Wegbereiter einer kulturellen Globalisierung.

   Aber: soziales Miteinander betrifft ethische Werte. Ethik definiert sich als Wertesystem menschlichen Handelns, sie beinhaltet Vorstellungen von gutem Leben, erstrebenswerten Normen und Verhaltensweisen. Übertragen auf die Digitalisierung fragt der Referent: was bedeutet gutes Handeln in digitalen Prozessen? Herr Keus stellt praktische Fragen, mit denen Politik und Gesellschaft konfrontiert werden:

  • Welche ethischen Anforderungen sind an Roboter im Pflegebereich und der Medizin zu stellen?
  • Darf KI Regeln automatisieren?
  • Beeinflussen Algorithmen Meinungen, Verbraucherverhalten oder gar Wahlen?
  • Dürfen Suchmaschinen auf Profile zugeschnitten sein?
  • Wer kontrolliert Kampfroboter?

Wir brauchen neue Regeln, Herr Keus wünscht sich eine digitale Souveränität . Er stellt klar, dass künstliche Intelligenz (KI) den Menschen nicht ersetzen kann, denn

  1. KI hat keinen Ich-Bezug
  2. KI ist nicht ethikfähig
  3. KI kennt keine Gefühle
  4. KI kennt und übernimmt keine Verantwortung
  5. KI kann keine Objektivität generieren

Ziel und Leitlinie einer digitalen Ethik muss die Entwicklung eines humanen Netzwerks zum Wohle der Menschen sein. Wie können wir unser zukünftiges moralisches Handeln unter dem Einfluß der neuen Herausforderungen gestalten? Und vor allem: wer übernimmt die Verantwortung? Bislang dominieren wirtschaftliche Interessen, Nutzer und Kunden sind dem digitalen Diktat unterworfen. Hier wendet der Referent ein: ja, Nutzer und Anwender sind Objekt und Opfer, aber auch sie sind verantwortlich! Das bedeutet nicht, dass der Verbraucher die Technologie im Detail kennen muss, aber er kann reflektiert mit ihr umgehen! Auch die Politik ist gefordert, so bei Haftungsfragen oder der Datenbesteuerung. Es gibt zwar kein Zurück mehr bei der Digitalisierung, aber: die digitale Zukunft ist vorhersehbar und gestaltbar!  Herr Keus fordert ein neues Bildungsverständnis, ein Gegensteuern der Gesellschaft durch Förderung von mehr Kreativität und sozialer  Kompetenz. Sicherheit und  und Vertrauen als Basis gesellschaftlichen Zusammenlebens erfordern eine gemeinsame Aufklärung durch die aktive Mitwirkung aller gesellschaftlichen Kräfte. Herr Keus erinnert an den Ausspruch des Philosophen E. Kant: „ wagen wir es weise zu sein.“ Wir benötigen ein Verantwortungsbewußtsein, notfalls den Gebrauch des Notausschaltknopfes. Wir benötigen gesellschaftlichen Diskurs. Mit dieser Veranstaltung wurde diesbezüglich ein Beitrag geleistet, weitere Beiträge müssen folgen.

C.A.R.L., Digitalisierung, Ethik, regionale Resilienz