Landgrabbing – ein Vortrag von Herrn R. Herre
Landgrabbing –
ein Vortrag von Roman Herre , Mitglied von FIAN
07.11.2018, 18.00 Uhr im C.A.R.L
Im Rahmen der Diskussionsveranstaltungsreihe „Gespräche zur Nachhaltigkeit“ des Vereins regionale Resilienz Aachen referierte Roman Herre im Vorlesungsgebäude der RWTH Aachen über das Thema „Landgrabbing“. Anhand von drei konkreten Beispielen veranschaulichte er die Bedeutung und die negativen Folgen des Landgrabbings. Als absehbar war, dass die EU im Jahre 2009 für den Import von Zuckerrohr Zölle abschaffen würde, investierten im Vorfeld dieser Entscheidung Finanzanleger und Fondsgesellschaften in Kambodcha in Ackerland. Mehr als 15.000 Hektar Land wurden für die Zuckerrohrplantagen aufgekauft, 10.000 Menschen von ihrem Heimatland vertrieben.
Die Rodung der Ackerfläche gefährdet die verbliebenen Reisfelder, da die Zuckerrohrplantagen sehr viel Wasser benötigen. Die Vertreibung der Menschen sowie der oftmals unfreiwillige Verkauf des Ackerlandes verletzte elementare Menschenrechte. Rechtsstaatliche Garantien wurden nicht eingehalten, protestierende Aktivisten wurden kriminalisiert. Ähnliches Vorgehen zeigte das zweite Beispiel in Sambia. Finanzinvestoren steckten Geld in Entwicklungsfonds, wo bislang 20.000 der geplanten 100.000 Hektar aufgekauft und in Monokulturen verwandelt worden sind. Auch in Brasilien finanzierten v.a. US-Investoren in Land mit den gleichen Folgen wie Vertreibung der Landbevölkerung, Errichtung von Monokulturen und Entwaldung sowie zunehmender Wasserknappheit. Anhand von Kartenmaterial und Bildern veranschaulichte der Referent die Auswirkungen in der Matopiba-Region in Brasilien. In den letzten 50 Jahren wurden weltweit 140 Mha Land für Raps, Soja, Palmöl und Zuckerrohr verwendet, also keiner Verwendung für Grundnahrungsmittel! Woher rührt das Interesse an Landgrabbing? Einmal dienten die Krisen als Schmierstoff.Die Finanzkrise von 2008 erforderte neue Investmentstrategien, aber auch Nahrungsmittelkrisen sowie der Klimawandel dienten als Argumente für Landgrabbing. Gab es 2005 noch 20 Finanzmarkt-Landfonds , so steigerte sich die Zahl im Jahr 2017 auf 130 Fonds! Damit sind die wichtigsten Akteure genannt, vornehmlich Investmentfonds und Pensionskassen, aber auch Entwicklungsfinanziers, deren Expertise von der Finanzwelt gerne genutzt wird. Landgrabbing dient vornehmlich der Spekulation für Finanzgeschäfte. Die Belange von Klima, Menschen vor Ort und Natur interessieren diese Akteure nicht. Widerstand wird kriminalisiert. Am Ende des Vortrags zeigte Herr Herre Möglichkeiten auf, gegen diese diskriminierende Praxis anzugehen. EU-Gremien können Beschwerden nachgehen, Regularien durchführen und Menschenrechtsverletzungen überwachen. Investitionen deutscher Finanzakteure sollten kontrolliert und reguliert werden. Leider sind Regierungen vor Ort schwach oder selber involviert. Letztlich führt nur das Anprangern von Mißständen durch eine breite Öffentlichkeit zu Verbesserungen. Informationsveranstaltungen wie diese sind ein erster Schritt dazu.
C.A.R.L., Landgrabbing, Nachhaltigkeit, regionale Resilienz Aachen, Roman Herre