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„Hebt eure Stimme, nicht den Meeresspiegel…“

riefen jugendliche Demonstranten auf einer Klima-Demo im März 2019 in New York. Trotz des weltweiten Protestes vieler Jugendlicher für eine Änderung der Klimapolitik, trotz der hehren Bekenntnisse von Politikern, es gibt einen Gegenwind gegen einen grünen Mentalitätswandel. Der Kampf gegen den Klimawandel muss marktwirtschaftlich vollzogen werden (FDP), er muss sozialverträglich gestaltet werden (Linke), Nachhaltigkeit ist Chefsache (Merkel/2007), wir hören eure Stimme ( SPD zu Demonstranten von Friday for Future) – aber es passiert leider wenig ausser Ankündigungen. Die Einwände gegen die sog. sozialen Kosten werden größer und Wohlstandsverzicht bleibt tabuisiert.

Das fängt im Kleinen an und überträgt sich auf die große politische Bühne. Windkraft ja, aber mit Abstand von meinem Haus. Solarenergie ja, aber bitte ohne Lithium. Und überhaupt produzieren die Deutschen ja nur zwei Prozent CO2 weltweit, schaut nach China und die USA. Immer wieder dieselben Argumente, und auch Greta nervt so langsam uns Gutbürger. Zwar dürfte ihre Botschaft mehr nerven als die Botschafterin –  insgesamt weht der Wind in der Klimadebatte etwas rauher .

  Sechs Kapitel beschäftigen sich mit der Geschichte des Klimawandels, der globalen Erwärmung, den Folgen von Klimaveränderungen, dem Stand der öffentlichen Diskussion sowie mit Lösungsansätzen.

   Wir stellen auf unserer website mehrere Bücher vor, die sich mit der Thematik des Klimawandels beschäftigen. Begonnen wurde mit dem neuen Buch von Jeremy Rifkin, „Der globale green New Deal“. Die umfassendere Argumentation von Naomi Klein wird demnächst ausführlich dargelegt, zuvor soll ein kleines Büchlein vorgestellt werden, das zur Versachlichung der Positionen ausgezeichnet geeignet erscheint, zudem kurz und übersichtlich und wissenschaftlich verständlich verfasst ist. S.Rahmstorf und H.J. Schellnhuber veröffentlichten in der Reihe Beck Wissen ein 130 Seiten Werk mit dem Titel „Klimawandel“.

   Klimawandel gab und gibt es immer – meistens in langen Zeiträumen, in Ausnahmen wie der Kleinen Eiszeit zwischen 1300 – 1740 auch für relativ kurze Epochen. So werden Eiszeiten durch die so genannten Milankovitch-Zyklen , Schwankungen in der Erdbahn um die Sonne, verursacht. Diese Zyklen bewegen sich auf einem Zeitstrahl von grob 100.000 Jahren. Die Kleine Eiszeit in der frühen Neuzeit wurde durch Abnahme von Sonnenfleckenaktivitäten beeinflusst, so die gängige Theorie. Die gegenwärtige Diskussion  beschäftigt sich mit der Frage, ob die beobachtbaren klimatischen Veränderungen anthropologischen Ursprungs sind, also von Menschenhand verursacht werden? Die Autoren erklären Klimaänderungen als Folgen von Änderungen in der Energiebilanz und sehen sich durch die Ergebnisse vielfältiger Messungen bestätigt. Mit der globalen Erwärmung – seit 1900 um 1,1 Grad Celsius weltweit- ist die Erwärmung der globalen Mitteltemperatur gemeint, regional fällt die Erwärmung unterschiedlich aus. Abgase wie CO2  und Methan vergößern die Anzahl der Aerosole, die Partikel in der Luft, und beeinflussen somit den sogenannten Albedoeffekt. Albedo bezeichnet den Anteil an Sonnenstrahlung, der  von einer Oberfläche reflektiert  wird. Ein Albedo von 1 bedeutet, dass 100% der Strahlung reflektiert und keinerlei absorbiert wird. Umgekehr bedeutet ein Albedo von 0, dass 0% der Strahlung reflektiert und die gesamte Strahlung absorbiert wird, die Erde sich demnach erwärmt.

   Die Keeling-Kurve zeigt gemessene CO2 –Konzentrationen in der Luft auf dem Mauna Loa in Hawai. Die CO2 – Konzentration hat demnach aktuell den Rekordwert von 410 ppm erreicht, den höchsten Wert seit 800.000 Jahren. Der vorindustrielle Normalwert lag bei 280 ppm.  Der Erwärmungsschub seit den 1970er Jahren ist nicht mehr mit natürlichen Ursachen zu erklären. Bei weiter wachsenden Emissionen erwämt sich die Erde Berechnungsmodellen gemäß um durchschnittlich 4 Grad bis zum Jahr 2100!

   Rahmstorf und Schellnhuber sehen den Gletscherschwund als erste Anzeichen eines Frühwarmsystems. Es folgen der Rückgang des polaren Meereises, das Artensterben, das Tauen des Permafrosts und als Endstadium der Anstieg des Meeresspiegels. Die Autoren bezeichnen  auf der Seite 71den Syrienkrieg als eine Folge der durch Klimawandel verursachten Dürreperiode. In den Jahren 2007 – 2010 erlebte Syrien die schlimmste Dürre seiner Geschichte, als Folge zogen viele Menschen vom Land in die Peripherie der syrischen Städte. Die Umweltflüchtlinge litten unter Arbeitslosigkeit und Überfüllung der Vorstädte mit negativen Begleiterscheinungen. Hier lag die Keimzelle der syrischen Revolte im März 2011. Schon 2007 warnte der wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen vor einem solchen Szenario, in dem eine schwere Dürre einen fragilen, konfliktträchtigen Staat destabilisieren könnte.

   Die öffentliche Diskussion verhält sich nach Meinung der Autoren analog zur Lobby der Tabakindustrie, die über viele Jahre immer wieder Wissenschaftler und Studien präsentierte, die die Unschädlichkeit des Rauchens behaupteten.

   Was wäre die Lösung? Zunächst eine Dekarbonisierung! Geoengineering  kann partiell helfen, packt jedoch das Übel nicht bei der Wurzel an. Eine Kosten – Nutzen – Kalkulation führt zu keinem seriösen Ergebnis. Die Autoren fordern den Umstieg zu einem Strukturwandel zu einer Solargesellschaft.Sie fordern auch mehr Windkraft ein, und sie legen Wert auf das Verursacherprinzip, wonach die großen Staaten den kleinen betroffenen Ländern helfen müssen.

   Das Buch vermittelt ein Basis-Verständnis und regt zur Lektüre vertiefender Schriften an. Es dient als schnelle Argumentation-Hilfe für Auseinandersetzungen mit Klima-Leugnern. Beide Forscher arbeiten im Bereich der Klimaforschung und wissen sich mit 97 % der Wissenschaftler weltweit solidarisch in der Auffassung eines von Menschen verursachten Klimawandels.