Skip to main content

Digitalisierung. Eine Analyse von den ökonomischen Effekten der Digitalisierung auf soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit

vorgelegt im Rahmen des RWTH UROP-Forschungsprogramms.

Dennis  Roijen

1. Einleitung

Die Digitalisierung verändert die Gesellschaft rasch. Dies verursacht eine Menge an Herausforderungen für die Gesellschaft. Die ökologischen und sozialen Probleme fordern eine strukturelle Veränderung der wirtschaftlichen Struktur, weil diese Probleme durch die Digitalisierung in der jetzigen wirtschaftlichen Struktur verschärft werden. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 199f.) Die ökologischen und sozialen Probleme sind eng miteinander verbunden, weil durch ökologische Probleme andere soziale Probleme entstehen und die ökologischen Probleme sich nur in einer sozial gerechten Gesellschaft lösen lassen. Eine Umgestaltung der wirtschaftlichen Struktur ist also erforderlich, um diese Probleme zu lösen. Momentan stützt sich die wirtschaftliche Struktur auf ‚Wachstumszwänge‘. Wirtschaftlicher ‚Wachstumszwang‘ heißt, dass durch Investitionen neues wirtschaftliches Wachstum entstehen muss. Dieses Wachstum stützt sich allerdings auf ökologische Zerstörung und eine Zunahme von sozialer Ungerechtigkeit. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 8f.; Paech 2019: 7ff.) Um diese Probleme zu analysieren, muss zuerst der Einfluss von technologischen Entwicklungen, insbesondere der Digitalisierung, auf die Wirtschaft erforscht werden. Dann müssen die Probleme der jetzigen wirtschaftlichen Struktur berücksichtigt werden. Zuletzt werden die Ursachen und die mögli-chen Lösungen von ‚Wachstumszwängen‘ erläutert. Die vorliegende Forschungsfrage lautet:
Sind ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit durch Entwicklungen der Digitalisierung mit wirtschaftlichem Wachstum vereinbar?
Zuerst wird erarbeitet, wie die Industriellen Revolutionen den Kapitalismus verstärkt haben und was dieser Kapitalismus beinhaltet. Dann arbeite ich heraus, welche Effekte die Entwick-lungen der Digitalisierung auf die Wirtschaft bewirken. Ökologische Nachhaltigkeit wird in diesem Zusammenhang auch analysiert. Danach wird erforscht, welche Herausforderungen die Digitalisierung für die soziale Gerechtigkeit hervorbringt und wodurch ‚Wachstumszwän-ge‘ bewirkt werden. Letztens wird eine Umformung der ökonomischen Struktur herausgear-beitet. Durch die Analyse der technologischen Entwicklungen und der ökonomischen Struktur kann eine Idee über die Rolle der Digitalisierung im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit formuliert werden.
Jeremy Rifkin legt 2016 in seinem Buch dar, wie technologische Entwicklungen die Wirt-schaft beeinflusst haben. Steffen Lange und Tilman Santarius erläutern 2018 die Effekte der Digitalisierung auf die Umwelt und auf soziale Gerechtigkeit. Der Autor Niko Paech erläutert 2019 den Begriff von ‚Wachstumszwang‘ und beschreibt eine Ökonomie, in der diese ‚Wachstumszwänge‘ so weit wie möglich beseitigt sind.

2. Kapitalismus und Industrielle Revolution

Das wirtschaftliche System hat sich geändert, als die Produktionsmittel in Privatbesitz gerie-ten. Erst hatten die Arbeiter und Bauern ihr eigenes wirtschaftliches ‚Schicksal in der Hand‘, jetzt wurden sie von Lohnzahlungen abhängig. Eine Trennung von Kapital und Arbeit hatte stattgefunden. Der Kapitalismus lancierte aber durch eine neue Energieform, Wasserdampf. (Vgl. Rifkin 2016: 64ff.) Es zeigte sich, dass die Entwicklungen der neuen Energieform eine gigantische Änderung mit sich brachten. Die neuen modernen Unternehmen waren in der Form einer hierarchischen und zentralisierten Pyramide organisiert. Diese Struktur macht die Unternehmen zu bürokratischen Organisationen, die jeden wirtschaftlich interessanten Aspekt mit einbezieht. (Vgl. Rifkin 2016: 69f.) Nicht nur neue Energieformen, sondern auch neue Erfindungen in der Kommunikationstechnik, haben die Wirtschaft beeinflusst. In Kombinati-on mit dem Fortschritt im Transportbereich steigerten diese Entwicklungen die Effizienz der Herstellung und den Verkauf von Produkten. Die neue Massenproduktion brauchte für maxi-male Effizienz das vertikal integrierte Geschäftsmodell. (Vgl. Rifkin 2016: 71-74) Diese hocheffiziente Produktion wurde nicht nur durch die Entwicklungen in Energie und Kommu-nikation möglich gemacht, sondern auch durch die neue Infrastruktur. Ohne Elektrizitäts-netzwerke war es unmöglich einen Fortschritt in der Produktion und im Bezug auf die Effizi-enz zu machen. Erfindungen wie das Telefon beschleunigten den Produktionsprozess, weil diese Erfindungen den Unternehmern direkte Kommunikation mit zum Beispiel Lieferanten erlaubten. Diese Infrastruktur war ein öffentliches Gut, dadurch konnte jeder Unternehmer davon profitieren. Gegenwärtig verursachen die Entwicklungen in Kommunikation und Ener-gie einen Produktionsprozess mit Grenzkosten nahezu null. Erneuerbare Energien haben nied-rige Grenzkosten und das Internet verbindet die ganze Welt. (Vgl. Rifkin 2016: 106-110) Die Digitalisierung wird als jetzige Entwicklung im Rahmen der Infrastruktur die Zukunft prägen. Diese Entwicklung bringt einen ambivalenten Fortschritt in Überwachung, Kommerzialisie-rung und Nachhaltigkeit. Wie diese Entwicklung ausgehen wird, hängt davon ab, wie die Ge-sellschaft damit umgehen wird. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 17ff.)

2.1 Frühere Industrielle Revolutionen

Die kohlbetriebene Dampfmaschine ermöglichte eine enorme Produktionssteigerung. Die drastischste Änderung kam durch die Erfindung der Dampflokomotive. Diese Erfindung er-möglichte einen schnelleren und effizienteren Transport von Menschen und Gütern. Folglich beteiligten Investoren in den USA sich an der Verbesserung der Infrastruktur. Diese Finanzie-rung verlief über Aktien. Aktien an sich waren kein neues Phänomen, es entstand aber ein neues Geschäftsmodell. Dieses Modell trennte die Eigentümerschaft von Verwaltung und Aufsicht, um die Rendite der Investoren zu sichern, wurde fortan ein Manager für die Verwal-tung und Aufsicht beschäftigt. Weil der Bau der Schieneninfrastruktur teuer war, wurde ein vertikal integriertes Geschäftsmodell angewendet. Dieses Modell brachte Zulieferer und Kun-den im gleichen Unternehmen zusammen, Eisenbahnkonzerne zum Beispiel erwarben Berg-werke und Hotels. So konnten sie ihren Nachschub garantieren und den Fahrgästen Unter-kunft bieten. Ein solches Modell funktionierte am effektivsten mit zentralisierten und hierar-chischen Befehls- und Aufsichtsmechanismen. (Vgl. Rifkin 2016: 66-69) Die erste Industrielle Revolution brachte mit der Dampfmaschine einen enormen Produktivitätszuwachs. Die Unternehmen wurden für maximale Effizienz in Produktion und Verkauf nach einem vertikal integrierten Geschäftsmodell gestaltet. Dieses Modell garantierte effiziente Skaleneffekte und niedrige Grenzkosten. Die Unternehmen konnten, durch die Finanzierung der Aktien, dieses Modell ausbauen. (Vgl. Rifkin 2016: 74f.) Die Entdeckung von Öl als Energieform und die Erfindung des Telefons brachten eine neue Beschleunigung in Produktion und Effizienz. Das Telefon ermöglichte eine noch bessere vertikale Integration der Unternehmen. Das Öl ermög-lichte die Nutzung von Autos und Lastkraftwagens. Diese neuen Transportmöglichkeiten er-weiterten die Reichweite für wirtschaftliche Aktivitäten. Die Elektrizität bewirkte zusammen mit der Introduktion des Fließbands eine Steigerung der Produktion. (Vgl. Rifkin 2016: 81-84) Gegenwärtig entwickelt sich ein sogenanntes ‚Internet der Dinge‘ (IdD). Das IdD beinhaltet, dass jede Maschine oder jeder Apparat in einer miteinander verbundenen Infrastruktur integriert. Diese ‚intelligente‘ Infrastruktur bewirkt eine exponentielle Steigerung von Effizienz und Produktivität, aber beschränkt die Privatsphäre. (Vgl. Rifkin 2016: 110-115) Das exponentielle Wachstum ist durch den technologischen Fortschritt von Computern entstanden. Das exponentielle Wachstum ist gegenwärtig auch zum Standardmaß von anderen wirtschaftlichen Bereichen geworden. (Vgl. Rifkin 2016: 120ff.) Eines dieser Bereiche ist die Energiegewinnung. Die neue Energieform sind erneuerbare Energien, wie Wind- oder Solarenergie. Diese relativ neuen Energieformen begründen, zusammen mit dem IdD als neue Kommunikationsentwicklung, eine neue Industrielle Revolution. Das Merkmal dieser Industriellen Revolution ist das exponentielle Wachstum, das zu Grenzkosten von nahezu null führt. (Vgl. Rifkin 2016: 122-127) Das IdD erlaubt eine Kommunikation mit Grenzkosten nahezu null, weil der Stromverbrauch des Internets relativ niedrig ist und erneuerbare Energien die Stromkosten reduzieren werden. Diese erneuerbaren Energien erlauben es Elektrizität mit sinkenden Grenzkosten zu produzieren. Letztendlich können erneuerbare Energien, im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, Grenzkosten auf dem Niveau nahezu null nahekommen. (Vgl. Rifkin 2016: 127-132) Die Geschäftsstruktur, die in der ersten und zweiten Industriellen Revolution Form genommen hat, wird sich durch das IdD und erneuerbare Energien ändern. Die Produktionsmittel der neuen Industriellen Revolution werden für ‚Prosumenten‘ geeignet sein. ‚Prosumenten‘ sind Konsumenten die ihre eigenen Produkte, die sie nutzen, hergestellt haben. Jeder kann mit den neuen Produktionsmitteln, wie dem 3D-Drucker, Produzent werden, weil die Kapitalkosten niedrig sind. Die ‚Prosumenten‘ können ihre Produkte durch die neuen Produktionsmittel mit Grenzkosten nahezu null weltweit anbieten. Das IdD erlaubt eine weltweite Reichweite durch virtuelle ‚Marktplätze‘ auf Webseiten. Der Preis für das Anbieten von Produkten ist eine Gebühr für die Webseite. Diese Produktionsmittel brauchen also kein vertikal integriertes Unternehmen für optimale Effizienz. (Vgl. Rifkin 2016: 133-139) Das IdD und die erneuerbaren Energien werden dezentral aufgebaut. Es gibt zum Beispiel nicht ein einzelnes Unternehmen, das das Internet besitzt. Das IdD wird größtenteils von den Nutzern finanziert. Im Energiebereich fangen stets mehr Leute an, ihren eigenen Strom mittels erneuerbarer Energien zu produzieren. Große vertikal integrierte Stromunternehmen verlieren ihre Notwendigkeit, weil dieser Strom aus regenerativen Ressourcen sie vertreiben wird. (Vgl. Rifkin 2016: 204-207) Die dezentrale Natur der neuen Kommunikations- und Energieentwicklungen kann in Kombination mit den niedrigen Grenzkosten einen Abbau der kapitalistischen Gesellschaft verursachen. Anstatt der kapitalistischen Gesellschaft entsteht dann eine ‚kollaborative Gemeinwirtschaft‘. In dieser Gesellschaft gibt es eine öffentlich zugängliche Infrastruktur, die kollaborativ verwaltet werden soll. Zu dieser Infrastruktur gehören das IdD und die erneuerbaren Energien. Das IdD ist das Kommunikationsmedium und eignet sich durch die natürliche Dezentralität für das Verwalten der erneuerbaren Energien. Diese Infrastruktur eignet sich für die neuen dezentralen Produktionsmittel wie dem 3D-Drucker. Wenn die neue Infrastruktur und die Produktionsmittel kollaborativ verwaltet werden, kann das IdD die extreme Produktivität und die niedrigen Grenzkosten für die Gesellschaft, anstatt für die Unternehmen, optimieren. (Vgl. Rifkin 2016: 283-286)

2.2 Die Digitalisierung

Die Digitalisierung ist eine Entwicklung, die momentan den Alltag der Menschen stark beein-flusst. Zusammenfassend bedeutet das, dass Maschinen stets wichtiger werden. Die zuneh-mende Relevanz wird durch die Entwicklung und dem Gebrauch von Smartphones, künstli-cher Intelligenz und ähnlichen Konzepten verstärkt. Das IdD ist auch ein Unteraspekt der Digitalisierung. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 7) Diese Digitalisierung besitzt das Potenzial, um ökologische Probleme zu reduzieren (vgl. Lange / Santarius 2018: 21f.). Digitale Geräte haben einen großen Speicherraum, dies bewirkt eine ‚Dematerialisierung‘. Das heißt, dass we-niger Gegenstände, wie zum Beispiel Bücher, benötigt werden, weil diese Gegenstände digital vorhanden sind. So wird bei der Produktion solcher Gegenstände an Material und sonstigen Produktionskosten gespart. Diese ‚Dematerialisierung‘ wirkt sich aber erst ab einer bestimmten Verwendungshäufigkeit des digitalen Geräts ökologisch positiv aus, weil die digitalen Produkte bei der Produktion oft schlechter als ihre analogen Varianten für die Umwelt sind. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 28-33) Nicht nur die Herstellung der digitalen Geräte braucht Ressourcen, sondern auch die digitalen Infrastrukturen verbrauchen Ressourcen. Diese Infra-strukturen werden für die Apparate benötigt, um den Zugang zum Internet zu ermöglichen. So ergibt sich, dass die Digitalisierung sehr anfällig ist für ‚Rebound-Effekte‘. Das heißt, dass die Effizienzsteigerungen der Digitalisierung zwar Ressourcen sparen können, diese aber zu Mehrverbrauch führen. Der Mehrverbrauch führt dann zu einer ökologischen Nullsumme. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 24-28) Dennoch kann die Digitalisierung einen positiven Beitrag mit dem Bezug auf die Umwelt leisten. Die Digitalisierung kann mittels des IdD die Stromnachfrage regulieren, wenn das Stromangebot nur noch durch erneuerbare Energien geliefert wird. Diese Regulierung ist wichtig, weil erneuerbare Energien, im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, ein variierendes Stromangebot bieten. So erlaubt die Digitalisierung die Abschaffung von fossilen Brennstoffen. Die Energiesektoren Strom, Wärme und der Verkehr vernetzen sich durch die digitale Regulierung immer mehr. Die Technik kann über ‚Power-to-X‘ Verfahren Strom in Gas oder Wärme umwandeln. Die Digitalisierung bringt aber auch ein Datenschutzproblem. Die Verbindung der Sektoren und die ‚smarten‘ Geräte machen die Da-ten, über zum Beispiel den Stromverbrauch, für einen Missbrauch durch Kriminellen anfällig. Außerdem ist es möglich und annehmlicher, dass Unternehmen diese Daten benutzen, um das Konsumniveau zu steigern. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 34-45) Dies ist tatsächlich schon der Fall, Unternehmen bewirken einen intensiveren Konsum durch ihre gezielte Werbung. Diese Werbung können sie schalten, indem sie ‚Big Data‘ im Netz auszunutzen. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 50f.) ‚Big Data‘ ist „eine detaillierte Spur all unserer Aktivitäten im Netz.“ (Lange / Santarius 2018: 50) Die Unternehmen kreieren mit ihrer gezielten Werbung neue Konsumwünsche. Sie schlagen den Konsumenten mithilfe von ‚Big Data‘ neue Gegenstände, passend zu ihren ‚Big-Data-Spuren‘, vor. Diese Form von Werbung wird in der Zukunft zu-nehmen, wenn Analysen für ‚Big Data‘ sich weiterentwickeln. Solche kommerzielle ‚Über-wachung‘ bewirkt eine Konsumsteigerung, die wieder nachteilig für das Klima ist. (Vgl. Lan-ge / Santarius 2018: 51-57) Aber die Digitalisierung bietet auch die Option nachhaltiger zu konsumieren. Durch das Internet ist es möglich, gebrauchte oder nachhaltige Waren zu kaufen und es gibt stets mehr Raum für ‚Prosumenten‘. Diese Optionen werden aber nicht viel ge-nutzt und die Digitalisierung ‚katapultiert‘ den gewöhnlichen Konsum. (Vgl. Lange / Santari-us 2018: 45-50) Die Digitalisierung bewirkt durch den steigenden Konsum auch eine Steige-rung des Güterverkehrs. Die digitale Optimierung des Güterverkehrs zielt aber nicht auf öko-logische Nachhaltigkeit ab, sondern auf Gewinnmaximierung und das weitere Anwachsen des Güterverkehrs. Der Autoverkehr wird in der Zukunft auch nicht abnehmen. Die Entwicklung des selbstfahrenden Autos gibt dem Pkw ein neues Existenzrecht, weil ein Pkw mehr Komfort und Luxus bieten kann, als zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr. Diese Autos verursachen neue ökologische Probleme, weil sie enorme neue digitale Speicherräume für 3D-Karten benötigen. Außerdem wird durch das selbstfahrende Auto die insgesamt gefahrene Strecken-länge zunehmen. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 64-70) Das Potenzial der Digitalisierung liegt im Verkehrssektor bei dem öffentlichen Nahverkehr. Ökologische Probleme im Verkehrssek-tor könnten abnehmen, indem der öffentliche Nahverkehr mithilfe von der Digitalisierung attraktiver wird. Der öffentliche Nahverkehr sollte dafür besser optimiert werden. Zum Bei-spiel könnte der Abstand zwischen einer Haltstelle und dem Startpunkt der Reise mit Mini-bussen oder Rufbus-Systemen überbrückt werden. Auch soll der öffentliche Nahverkehr indi-viduelle Flexibilität bieten können, indem verschiedene Verkehrsmittel mit dem gleichen Ti-cket zugänglich werden könnten. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 74-77) Die Digitalisierung der Industrie wird ‚Industrie 4.0‘ genannt. ‚Intelligente Fabriken‘ sind das Merkmal der ‚Industrie 4.0‘. Die Entwicklungen werden die Vernetzung von Maschinen, Sensoren, die Auswertung von ‚Big Data‘, die Steuerung von Prozessen und die Weiterentwicklung von 3D-Druck um-fassen. Diese ‚Industrie 4.0‘ soll durch die digitalen Entwicklungen ein wirtschaftliches Wachstum und ökologische Nachhaltigkeit bewirken. Die Digitalisierung muss die Effizienz der Produktion steigern, damit weniger Ressourcen und Energie bei der Produktion benötigt werden. Aber ‚Rebound-Effekte‘, die die gewonnene Umweltentlastung zunichtemachen, werden befürchtet. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 78-82)

3. Digitalisierung und die Gesellschaft

Technologische Entwicklungen wie die Dampfmaschine können die Gesellschaft tiefgreifend verändern. Die Digitalisierung ist nicht anders. Die Digitalisierung wird die Produkte und Geschäftsmodelle der Zukunft prägen, sie wird viele Jobs in den Industrie- und Dienstleis-tungssektoren beeinflussen. Manche Jobs werden von der Digitalisierung bedroht, aber sie bringt auch neue Jobs mit sich. Die Digitalisierung bewirkt innerhalb des jetzigen wirtschaft-lichen Rahmens eine Polarisierung, weil sie eine divergierende Jobqualität verursacht. Die Digitalisierung macht es möglich, die Wirtschaft dezentraler zu organisieren. Es droht aber die Entwicklung, dass die Digitalisierung zur Monopolisierung führt. Die Digitalisierung kann die Gesellschaft ökonomisch gerechter gestalten, sie führt momentan aber zu Ungleichheit und Polarisierung. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 83-86) Um die Digitalisierung nicht im Sinne eines wirtschaftlichen ‚Wachstumszwangs‘ auszunutzen, muss ein anderes Wirtschaftsmodell geschaffen werden. Wirtschaftliche ‚Wachstumszwänge‘ entstehen, um politische und soziale Instabilität zu vermeiden, verursachen aber soziale Ungleichheit. Um den Einfluss von ‚Wachstumszwängen‘ zu vermindern, gibt es eine Vielzahl von Ansatzpunkten. Zunächst soll es weniger Spezialisierungsstufen zwischen Verbrauch und Produktion geben. Dies soll eine Verringerung des benötigten Investitionskapitals bewirken und so auch eine Verminderung des erzielten Mindestgewinns. Außerdem bewirken solche kürzeren Wertschöpfungsketten weniger zins- und renditeträchtige Kapitalbeschaffung, weil das Vertrauen in der Investition bei unkomplizierterer Kapitalverwendung größer ist. Außerdem soll die Geldschöpfung anders gestaltet werden. Die Banken zahlen das Geld für die benötigten Investitionen in der Form von Krediten aus, diese Schulden werden benutzt, um neues Geld zu kreieren. Dadurch gibt es keine Grenzen für die Geldvermehrung und es wird ein konkretes Wachstum des Geldes über Schulden bewirkt. Gleichzeitig soll eine reduzierte Arbeitsintensität einer Produktion nicht per se zu mehr Produktion führen. Momentan führt eine reduzierte Arbeitsintensität zu Wachstum, weil es zu einer erhöhten Produktion führt. Dies entsteht dadurch, dass mit der gleichen Beschäftigung eine höhere Produktionsrate durchgeführt wird. Diese drei Kernpunk-te bedeuten konkret, dass um ‚Wachstumszwänge‘ in der Gesellschaft zu beseitigen, eine Ab-nahme des investierten Kapitals zur Produktion stattfinden muss. (Vgl. Paech 2019: 103-109) Eine andere Art von ‚Wachstumszwang‘ ist ein kultureller Zwang. Konsumieren scheint einen Platz in der sozialen Hierarchie zu erwerben, je mehr konsumiert wird, desto besser ist der Platz in der sozialen Hierarchie. Wachstum entsteht hierbei, weil ein immer höherer Konsum-aufwand erforderlich ist, um ein bestimmtes Glücksniveau zu erlangen oder zu halten. (Vgl. Paech 2019: 110f.) Eine ‚Postwachstumsökonomie‘ müsste diese ‚Wachstumszwänge‘ so weit wie möglich ausschalten. Kernelement dieser Ökonomie ist die Selbstversorgung, damit Produktionsketten weniger komplex werden. (Vgl. Paech 2019: 113)

3.1 Digitalisierung und demokratische Wirtschaft

Die Digitalisierung wird allmählich Jobs verdrängen. Jobs, die leicht automatisierbar sind, sind der Gefahr ausgesetzt von der Digitalisierung übernommen zu werden. Die Digitalisierung wird anstelle dieser Jobs woanders neue Jobstellen kreieren, es wird aber nicht genügend neue Arbeitsstellen geben, um die alten Arbeitsstellen zu ersetzen. Es ist sogar noch nicht klar, welche Jobs genau durch die Digitalisierung ersetzt werden und in welchem Maße sie ersetzt werden. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 86-90) Die Digitalisierung ist eine einzigartige Entwicklung. Andere ökonomische Entwicklungen, wie die Automation des 20. Jahrhunderts, ersetzten auch Arbeitsplätze, neue Arbeitsplätze entstanden aber in einem anderen Sektor. Die Digitalisierung dagegen ermöglicht ein Ersetzen von sowohl physischer Arbeit als auch kog-nitiver Arbeit. Das heißt, dass die Digitalisierung in jedem Sektor eingesetzt werden kann. Die führende Idee ist, dass je mehr Jobs die Digitalisierung übernehmen wird, desto mehr Wachstum muss entstehen, um genügend Arbeitsplätze zu schaffen. Dieses Wachstum ist aber weder ökologisch wünschenswert noch verfügbar mit der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Die Digitalisierung wird für mehr Arbeitslosigkeit und geringer bezahlte Jobs sorgen. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 92-96) Die Digitalisierung bietet die Chance, indem Arbeit men-schengerechter und sinnstiftender gestaltet wird. Im jetzigen ökonomischen Rahmen gelingt dies allerdings nicht. Der Arbeitsmarkt wird von der Digitalisierung durch ‚Crowdworking‘ dezentral organisiert. Mit ‚Crowdworking‘ kann ein Arbeitnehmer seine Arbeit online über bestimmte Plattformen anbieten. Weil die Digitalisierung vor allem Jobs mit geringen und mittleren Lohnniveau vertreiben wird und der Arbeitsmarkt dezentral organisiert ist, wird es auf diesem Arbeitsmarkt viel Wettbewerb geben. Die Digitalisierung wird die Einkommens-unterschiede erhöhen, weil es durch sie neue gutbezahlte Jobs in IT- und anderen technischen Bereichen geben wird. Diese Jobs werden nicht ausreichen, um die Jobverluste der gering- und mittelverdienden Bereiche auszugleichen. Deswegen werden Jobs im Niedriglohnbereich und eine Polarisierung durch die Digitalisierung zunehmen. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 96-105) Eine Demokratisierung der Wirtschaft könnte die Entwicklung dieses Problems verhin-dern. Durch eine dezentrale Verteilung wirtschaftlicher Elemente, die dann von der Gemein-schaft getragen werden, kann die Wirtschaft demokratischer werden. Diese Elemente umfas-sen etwa den Besitz energieerzeugender Anlagen, wie Windkrafträder, aber auch umfassen sie kommerzielle Plattformen und Produktionsmittel. Diese dezentrale Verteilung stützt sich vor allem auf regionale Produktion, weil diese regionale Wirtschaft oft nachhaltiger und gerechter organisiert ist. Die Digitalisierung macht die regionale Wirtschaft effizient, weil sie einen leichten Zugang zu Informationen, Produkten und Absatzmärkten ermöglicht. Außerdem er-möglicht sie es, Produkte ohne Zwischenhändler zu verkaufen. Auch erlauben neue Produkti-onstechnologien mithilfe der Digitalisierung es, dass ein Produkt in kleiner Anzahl rentabel produziert werden kann. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 107-115) Doch bleibt eine solche regi-onale demokratische Wirtschaft vorläufig aus. IT- und Internetbereiche werden unter be-stimmten großen Unternehmen, wie Facebook oder Amazon, zunehmend aufgeteilt. Skalenef-fekte und Investitionen führen zu dieser Monopolisierung. Je mehr ein bestimmter Service genutzt wird, desto besser wird dieser Service entwickelt. Dies führt wieder zu mehr Benut-zern dieses Service. Für die Entwicklung der Plattforme benötigt es auch Investitionen, die Investoren wollen dafür Anteile am Gewinn haben. Dies führt dazu, dass die Unternehmen nicht für gemeinwohlorientierte Konzepte geeignet sind. Darüber hinaus gelingt es den großen Unternehmen ihre Konkurrenten aufzukaufen und so auszuschalten. Die digitalen Monopole bringen ein gesellschaftliches Risiko mit sich, weil sie möglichst viel persönliche Information sammeln. Soziale Medien spielen zum Beispiel eine umstrittene Rolle in dem gesell-schaftlichen Diskurs. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 117-122) Die Digitalisierung führt also im jetzigen wirtschaftlichen Rahmen zu einer größeren Einkommenskluft, diese Kluft verursacht wieder eine Senkung des ökonomischen Wachstums. Diese neue wirtschaftliche Situation ist aber weder ökologisch nachhaltig noch sozial gerecht. Gegensätzlich verursacht sie eine ge-sellschaftliche Situation, in der nur Vermögen und Kapital ‚Reichtum‘ erwerben können an-statt Beschäftigung. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 128ff.) Ein anderes Problem der digitalen Unternehmen, wie Spotify oder Bing, ist, dass sie relativ niedrig besteuert werden. Die Digi-talisierung erlaubt es diesen Unternehmen überall dort Gewinne zu machen und Steuern zu zahlen an Orten, wo es am günstigsten für sie ist. Für den Staat ist es somit schwierig Reich-tum zugunsten den Ärmeren umzuverteilen, um die Einkommenskluft zu verkleinern. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 130-133) Die Digitalisierung bewirkt eine Beschleunigung des All-tags. Durch sie kann viel Zeit gespart werden, online einkaufen zum Beispiel, statt ins Ge-schäft zu gehen. Diese gesparte Zeit wird allerdings für mehr Arbeit verwendet, weil gleich-zeitig die Wirtschaft auch beschleunigt ist. Die Digitalisierung bringt Menschen also letztend-lich mehr Stress neben ihren Bequemlichkeiten. (Vgl. Lange / Santarius 2018: 137-141)

3.2 Die Postwachstumsökonomie

Um die soziale Ungleichheit die durch die Digitalisierung hervorgerufen werden kann, zu vermeiden, oder jedenfalls zu begrenzen, sollten die ‚Wachstumszwänge‘ der Wirtschaft aus-geschaltet werden (vgl. Paech 2019: 113). Um dies zu bewirken, muss das benötigte Investiti-onskapital beschränkt werden. Dies soll durch Regionalökonomien geschehen, damit die Dis-tanz zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern verkleinert wird. Auch muss eine Degloba-lisierung stattfinden, um Wachstumszwänge zu beschränken, weil bei einer Deglobalisierung weniger Investitionskapital benötigt wird. Die geringere Distanz sorgt zunächst für Transpa-renz in der Ökonomie, weil die Investoren der regionalen Ökonomie zugleich die Konsumen-ten der Produkte sind. Zugleich wird die Profitmaximierungslogik in der regionalen Ökonomie durchbrochen, weil unmittelbare Beziehungen zwischen Marktakteuren Empathie bewirken. Weil die Konsumenten der Regionalökonomie zugleich Investoren sind, gibt es überein-stimmende Interessen für die Konsumenten, Kapitalgeber und Kapitalnehmer. Auch wird der ‚Wachstumszwang‘ beschränkt, wenn Kapitalgeber selbst entscheiden können, worin sie in-vestieren. Denn die Kapitalgeber werden weniger Zinsen fordern, weil sie ihre eigene politi-sche Orientierung fördern. (Vgl. Paech 2019: 114f.) Die Deglobalisierung beinhaltet die Ab-kehr von räumlich entgrenzten Wertschöpfungsstrukturen. Diese Deglobalisierung soll durch drei Systeme gestaltet werden: Erstens soll es eine Lokalversorgung ohne Währung geben, zweitens soll es ökonomische Regionen ohne Zins-Systeme geben und letztens soll es Ar-beitsleistungen aus dem globalen Schaltkreis geben. Um den wirtschaftlichen Fokus auf regi-onale Ökonomien zu verschieben, sollten die Produktionskapazitäten gemindert werden und der Einsatz von technologischen Entwicklungen beschränkt sein. Der erste Aspekt ist geeignet für eine Regionalökonomie, weil die Verkäufe entsprechend der wirtschaftlichen Raumbe-schränkung abnehmen werden. Der zweite Aspekt sorgt für einen bestimmten Beschäfti-gungsstand in der regionalen Ökonomie. Die Regionalökonomien sollen durch regionale Währungen verstärkt werden, außerdem würden regionale Währungen zur Deglobalisierung beitragen. (Vgl. Paech 2019: 116-119) In den Worten des Ökonomen Niko Paech: „So regio-nal wie möglich, so global wie nötig.“ (Paech 2019: 118) Die industrielle Produktion kann durch die verstärkte Etablierung von Gemeinschaftsnutzung, Verlängerung der Nutzungsdau-er von Gegenständen und Eigenproduktion zurückgebaut werden. Diese drei Konzepte sollen die industrielle Produktion ersetzen, weil dadurch Gegenstände intensiver oder länger ge-braucht werden, oder sogar von Menschen aus der eigenen Region selbst produziert werden. Diese Konzepte stützen sich auf die Bereitstellung von Zeit, Kompetenzen und die Etablie-rung von sozialen Beziehungen. Dies sind die Eingangsfaktoren. Nur mit diesen Eingangsfak-toren können die Konzepte der neuen wirtschaftlichen Struktur erfolgreich angewendet wer-den. Folglich brauchen die ‚Prosumenten‘ kein oder deutlich weniger Kapital für ihre Produk-tion und werden die ‚Wachstumszwänge‘ gemäß der Abnahme von Kapital verschwinden. (Vgl. Paech 2019: 120-125) Der kulturelle ‚Wachstumszwang‘ bewirkt solch einen heftigen Konsum, dass nicht Kaufkraft sondern verfügbare Zeit in modernen Gesellschaften der Glücksindikator ist. Um Konsumgüter zu kaufen, braucht es Geld, verdient durch Arbeit. Die-se Arbeit braucht Zeit, das Aussuchen, Vergleichen und Kaufen von Konsumgütern braucht auch Zeit. Letztendlich braucht es dann noch Zeit diese Konsumgüter zu nutzen. So ist Zeit fast wie eine Währung und viele Menschen haben nicht genug Zeit die Konsumgüter zu nut-zen. Diese Oberflächlichkeit fördert Stress und Unzufriedenheit. Die Lösung für diesen kultu-rellen ‚Wachstumszwang‘ und die bewirkten Effekte ist Verzicht. Der Konsum von Menschen soll auf ein übersichtliches Maß reduziert werden. (Vgl. Paech 2019: 126-130) Wenn ein Ab-bau der industriellen Produktion stattgefunden hat, müssen Unternehmen sich ändern, um ihren Anteil an der neuen ökonomischen Struktur beizutragen. Weil die Produktion von neuen Gütern eine untergeordnete Rolle einnehmen soll, müssen Unternehmen sich darauf fokussie-ren, Güter, die für intensiveren und dauerhaften Gebrauch geeignet sind, herzustellen. Diese untergeordnete Rolle von Neuproduktionen bewirkt, dass ökologische Ressourcen eingespart werden. Die Veränderungen an Gütern basieren auf ökologischen Ressourcen, die schon in Anspruch genommen worden sind. Die Benutzung von neuen Ressourcen dagegen, müsste andernorts mit einer Abnahme von bereits genutzten Ressourcen verbunden sein. (Vgl. Paech 2019: 131ff.) Der ökonomische Rahmen könnte durch die Politik so umgestaltet werden, dass die ‚Postwachstumsökonomie‘ gefördert wird. Die ‚Postwachstumsökonomie‘ beinhaltet eine Wirtschaft ohne ‚Wachstumszwänge‘. In diesem Rahmen ist es nur dem Staat erlaubt, neues Geld zu schöpfen und Banken sind im Besitz einer Genossenschaft. Es soll auch nicht mehr möglich sein Grund und Boden als Privateigentum zu besitzen, stattdessen soll es nur Pächter geben und der Nutzung wird eine Obergrenze gesetzt. Subventionen für mehrere Industrie-zweige werden gestoppt, weil das Wachstum dieser Industrien nicht mehr nötig ist. Zugleich werden dann ökologische Schaden und die öffentliche Verschuldung reduziert. Der Energie-sektor und die Infrastruktur sollen auf der Basis einer ökologischen Nullsumme basieren, Kohlekraftwerke könnten zum Beispiel durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Aber die wichtigste Maßnahme ist vielleicht eine Umgestaltung der Bildung. Menschen müssen es ge-lehrt haben ihr Handeln ökologisch zu bewerten, um ein ökologisch nachhaltiges Leben zu führen. Auch wird es in einer ‚Postwachstumsökonomie‘ wichtig, dass die Menschen hand-werkliche Fähigkeiten (wieder)erlernen. (Vgl. Paech 2019: 134-139)

4. Fazit

Die Industriellen Revolutionen haben dafür gesorgt, dass der Kapitalismus optimiert wurde. Es entstanden vertikal integrierte Geschäftsmodelle die über Aktien von Investoren finanziert wurden. Die Entwicklungen der Digitalisierung verlaufen allerdings anders als vorherige In-dustrielle Revolutionen. Die Digitalisierung kann so wie die vorherigen Industriellen Revolu-tionen verlaufen und darüber hinaus dafür sorgen, dass Unternehmen auch den virtuellen Raum integrieren können. Dies würde eine ungeheure Effizienzsteigerung für die industrielle Produktion bewirken. Aber die Digitalisierung kann auch eine dezentralisierte Produktion fördern. Die aktuelle Lage ist allerdings, dass Produktion und Konsum durch die Digitalisie-rung zunehmen. Diese Zunahme macht die gewonnene ökologische Nachhaltigkeit, durch zum Beispiel gesparte Ressourcen bei der Produktion, nichtig. Die Entwicklungen der Digitalisierung verstärken im jetzigen ökonomischen Rahmen die soziale Ungerechtigkeit allerdings noch mehr, als die Probleme bei der ökologischen Nachhaltigkeit. Die Digitalisierung wird bei ökologischer Nachhaltigkeit durch ‚Rebound-Effekte‘ bestenfalls auf eine Nullsumme kommen, gleichzeitig wird sie bei sozialer Gerechtigkeit die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößern. Die Digitalisierung wird viele Jobs wegfallen lassen und nur wenige kreieren. Diese neuen Jobs werden zum größten Teil im Niedriglohnbereich entstehen, weil sowohl physische als kognitive Arbeitsleistungen ersetzt werden können. Um dann mit der gleichen Beschäftigung weiterzumachen, muss ein wirtschaftliches Wachstum stattfinden. Es zeigt sich auch, dass die Digitalisierung zusätzliche ‚Wachstumszwänge‘ bewirkt. Die ‚Wachstums-zwänge‘ erweisen sich als die Hauptursache von den ökologischen und sozialen Problemen der Wirtschaft. Diese ‚Wachstumszwänge‘ können in einer ‚Postwachstumsökonomie‘ beseitigt werden. In dieser Ökonomie ist die regionale Wirtschaft zentral und es geht vor allem darum, die industrielle Produktion abzubauen. Das Ziel dieser Ökonomie ist, durch weniger Komplexität eine gerechtere und demokratischere Wirtschaft zu bilden. Außerdem gibt es in der ‚Postwachstumsökonomie‘ kein Bedürfnis für große Kapitalinvestitionen, wie es zum Bei-spiel im Fall von Aktien aufgebracht werden muss. Dies bewirkt, dass es auch deutlich weni-ger Profit erwirtschaftet werden muss. Die Entwicklungen der Digitalisierung erlauben es also nicht, wirtschaftliches Wachstum mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit zu vereinen. Das wirtschaftliche Wachstum stellt durch die ‚Wachstumszwänge‘ die größte Herausforderung für soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit dar. Die Digitalisierung kann in einer umgestalteten wirtschaftlichen Struktur dazu beitragen Teile der Wirtschaft, so wie die Energieerzeugung, zu optimieren. Aber in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Struktur verschärft sie die besprochenen Probleme.

Literaturverzeichnis

Lange, Steffen / Santarius, Tilman (2018): Smarte grüne Welt?. Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit, München, Oekom Verlag.

Paech, Niko (2019): Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 11. Auflage, München, Oekom Verlag.

Rifkin, Jeremy (2016): Die null Grenzkosten Gesellschaft. Das Internet der Dinge, kollabora-tives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus, übersetzt von: Schmid, Bernhard, Frank-furt am Main, Campus Verlag.

Digitalisierung, Ökologische Nachhaltigkeit, Soziale Gerechtigkeit