Der Wettlauf Mensch gegen Maschine
Der Wettlauf Mensch gegen Maschine[1]
Im Jahre 2013 veröffentlichten Carl Frey und Michael Osborne eine Studie mit dem Titel „THE FUTURE OF EMPLOYMENT: HOW SUSCEPTIBLE ARE JOBS TO COMPUTERISATION?“ Ein großer Teil der klassischen Produktionsarbeit, der Tätigkeiten im Transportwesen, in der Logistik und im Verkauf sowie viele unterstützende Tätigkeiten in Büros und Verwaltung, Banken und Versicherungen werden wegrationalisiert, bei 702 Berufen kommen sie auf eineWegrationalisierungsrate von 47 Prozent. Die Autoren untersuchten Auswirkungen der Computerisierung bezüglich Berufswahlen, technologischen Wandels, Lohnentwicklungen, der Arbeitsplätze sowie den Qualifizierungsanforderungen. Initiierend für die Studie waren einmal Keynes Prophezeiung kommender technologischer Arbeitslosigkeit, aber auch eine Untersuchung der Ökonomen Brynjolfsson and McAfee aus dem Jahre 2011, wonach Computer und Roboter eben nicht nur stupide Tätigkeiten ersetzen würden, sondern zunehmend hoch qualifizierte Tätigkeiten.
Frey und Osborne zählen am Ende des Aufsatzes 702 Berufe auf und quantifizieren die Wahrscheinlichkeit eines Wegfalls durch kommende technologische Entwicklungen. Auf einer Skala von 0 bis 1 bewegen sich im unteren Bereich die Berufsfelder, deren Wegrationalisierung am unwahrscheinlichsten sein wird. In erster Linie handelt es sich hierbei um soziale und helfende Berufe, wie Therapeuten, Psychologen, Gesundheitstrainer, auch im Erziehungsbereich Tätige sowie hochqualifizierte Techniker. Im mittleren Bereich ( Skalabereich zwischen 0,3 bis 0,7, Berufe von Nr. 238 bis 382) läßt sich keine durchgehende Struktur erkennen. Exemplarisch seien folgende mittel bedrohte Berufsfelder aufgeführt: medizinischer Assistent, Detektiv, Flugassistent, Packer, Justizangestellter, Agraringenieur, Conservator im Museum, Postbote. Die 320 Berufsfelder mit einer Quotierung von 0,7 und höher erfassen unterschiedlich qualifizierte Tätigkeiten und in naher Zukunft aussterbende Berufe. Zwischen 0,7 und 0,8 bewegen sich Optiker, Luftfahrtelektrotechniker, Köche in Fast Food Restaurants, Installateure von Sicherheitseinrichtungen, Immobilienmakler und Stahlarbeiter. Sehr kritisch wird es für Berufsfelder ab einer Skalierung von 0,9 und darüber. Das wären Dachdecker, Transportinspekteure, Geologen und Petroleum Techniker, Pharmazietechniker, Fahrradmechaniker, Tierzüchter, Kassierer, Kreditanalysten. Aussterbende Berufe mit einer Skalierung von 0,99 sind Buchhalter, Uhrenreparateure, mathematisch technische Assistenten, Näherinnen, Telefonverkäufer.
Eine neuere Studie dreier Ökonomen des Zentrums für Europäische Wirtschaftswissenschaften kommt zu niedrigeren Zahlen.[2] Sie sehen nur 9 Prozent der Arbeitsplätze in Gefahr. Die Ökonomen Daron Acemoglu vom MIT und Pascual Restrepo von der Boston University haben ein Gleichgewichtsmodell entwickelt und dann empirisch die aggregierten Effekte auf Beschäftigung und Löhne in Amerika geschätzt.Die Datengrundlage basiert auf detaillierten Zahlen seit den neunziger Jahren zu einzelnen Ländern und Industrien.[3] Im Ergebnis stellen die beiden Ökonomen einen großen negativen Effekt fest. Je neu installiertem Industrieroboter seien drei bis sechs Arbeitsplätze netto verlorengegangen. Zudem sanken die Löhne in den besonders von der Automatisierung betroffenen Regionen, je Roboter fielen sie um 0,25 bis 0,5 Prozent.
Laut IFR – Angaben (International Federation of Robotics) sind derzeit etwa 1,5 bis 1,75 Millionen Industrieroboter im Einsatz, vorwiegend in Japan, Korea und Deutschland. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group werden bis zum Jahr 2025 etwas 4 bis 6 Millionen Industrieroboter in den Fabriken der Welt tätig sein. Eine `Gegenstudie‘ des Düsseldorfer Ökonomen Jens Südekum kommt zu anderen Ergebnissen. Zwar fielen pro Robotereinsatz zwei Arbeitsplätze weg, diese wurden jedoch an anderer Stelle im Dienstleistungssektor kompensiert. Insgesamt blieben auch die Löhne statistisch gleich bzw. leicht steigend, freilich bei zunehmend ungleicher Verteilung. [4]
[1] Gleich lautende Überschrift eines FAZ-Artikels vom 18.November 2017, S.16
[2] „Revisiting the Risk of Automation“ , veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Economics Letters“
[3] „The Race between Machine and Man „ und „Robots and Jobs“
[4] Dazu ein Interview mit Südekum in : http://www.zeit.de/arbeit/2017-09/kuenstliche-intelligenz-roboter-arbeitsmarkt-studie
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