Miriam Fontes: Das Bruttonationalglück als Lösungsansatz für eine glücklichere Bevölkerung. Am Beispiel des Bildungssystems
vorgelegt als Bachelorarbeit von Miriam Fontes am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen
1. Aufzeichnung des Forschungsproblems
Die notwendige Voraussetzung für Frieden und ein freudvolles Dasein besteht in der Erkenntnis, dass Frieden und Freude erhältlich sind. (Thich Nhat Hanh)
Die heutige Welt wird immer mehr geprägt von Stress, Trennung und Leid. Es fängt schon in der Schule mit Mobbing an. Dann geht es weiter mit dem Druck auf eine gymnasialen Abschluss, der einem zu einem guten Studium verhilft. Durch dieses Studium soll dann ein möglichst rentabler Job gefunden werden, welcher genug Geld für ein glückliches Leben und für die Rente einbringt. Doch auf dem Weg dahin vergessen wir häufig wofür wir einen Job machen, der uns vielleicht gar nicht so gut gefällt. Auch vergessen wir wofür wir uns mit vielen Terminen und der langen Arbeitswoche stressen, welche uns die Möglichkeit auf den Luxus geben. Einen Luxus, den wir uns nach so viel Arbeit verdient haben. Wir geben also das hart verdiente Geld für einen materiellen Konsum aus, der immerhin kurzfristig für die Aktivierung des Belohnungssystem sorgt. „Dadurch wird der Normalzustand im Kopf wenigstens für kurze Zeit wiederhergestellt und der Schmerz gelindert.“[1] Auch wenn sich irgendetwas nicht stimmig anfühlt, machen wir so weiter, da es normal ist so viel zu arbeiten. So haben wir es von unseren Eltern und der Gesellschaft gelernt. In westlichen Ländern leben die meisten Menschen, um ihren Wohlstand zu mehren.[2] Einen Wohlstand der sich durch Reichtum definiert. Da dennoch jeder auf irgendeine Weise nach Glück strebt,[3] geht man also davon aus glücklich zu sein, wenn man reich ist, reich an Geld. Dennoch kommen wir nie an bei diesem Glück.
Das Königreich Bhutan hat deshalb beschlossen, das Glück direkt zum höchsten Ziel im Staat zu machen und es mit in die Verfassung aufzunehmen. Anstatt den Erfolg eines Landes, an dem Bruttoinlandsprodukt und demnach an wirtschaftlich erbrachten Leistungen zu messen, misst Bhutan direkt das, was glücklich macht. Somit geht die Regierung mit gutem Beispiel voran und zeigt auf, dass Glück direkt erreichbar und messbar ist. Wie Thich Nhat Hanh, ein buddhistischer Mönch, oben auf den Punkt bringt, besteht die notwendige Voraussetzung für Frieden und freudvolles Dasein in der Erkenntnis, dass Frieden und Freude erhältlich sind. Die Einstellung, mit welcher Erkenntnis ich an das Leben herantrete, bestimmt also das Ergebnis. Wenn ich ein Leben mit der Einstellung lebe, dass Frieden, Freude und somit Glück direkt vor meinen Augen sind, dann sind sie das auch. Dann braucht es zum Beispiel keinen „Wenn- Dann“ Umweg. Hier ist beispielhaft ein Umweg gemeint, dass wenn man genügend Geld verdient, daraus schlussfolgert glücklich zu sein.
Da Geld somit lediglich ein Mittel zum Zweck ist, wird in dieser Arbeit die These aufgestellt, dass Glück direkt der höchste Wert innerhalb einer Bevölkerung sein sollte. Glück ist hier das, was Menschen im Leben suchen und was sie zufrieden macht. Um dies an einem praktischen und wissenschaftlichen Beispiel aufzuweisen, widmet sich diese Arbeit dem Bruttonationalglück (BNG) in Bhutan, als Lösungsansatz für eine glücklichere Bevölkerung, am Beispiel verschiedener Bildungssysteme. Dafür wird im Folgendem dieser Fragestellung nachgegangen: Wie wird das Bruttonationalglück eingesetzt, um dauerhaftes Glück innerhalb einer Bevölkerung zu kultivieren? Hier wird lediglich die Umsetzung des Bruttonationalglücks, als möglicher Lösungsansatz, bei dem das Glück an erste Stelle gesetzt wird, thematisiert. In weiteren Forschungs-arbeiten kann daraufhin genauer untersucht werden, wie erfolgreich die Umsetzung ist, da dies die Kapazitäten dieser Arbeit übersteigen würde.
Zunächst werde ich die Arbeit mit einem groben geschichtlichen Hintergrund Bhutans und der Entstehung des Bruttonationalglücks einleiten. Anschließend wird auf eine Definition des Glücks aus Bhutanischer Perspektive eingegangen und diese von anderen Glücksverständnissen abgegrenzt. Das ist deshalb relevant, da Glück subjektiv ist und es somit unzählig viele verschiedene Definitionen und Ansichten dazu gibt. Daraufhin gehe ich vertieft auf das Bruttonationalglück im Speziellen ein, erläutere was es ist und auf welchen vier Säulen es ruht, um danach die Wissenschaftlichkeit an Hand des Indexes mit neun Domänen zu veranschaulichen. Der zweite Hauptblock handelt von der Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit des BNGs. Hier wird zunächst das Bruttoinlandsprodukt veranschaulicht, um aufzuzeigen, warum es nicht ausreicht und etwas wie das BNG benötigt wird. Daraufhin werden Alternativmodelle angeführt, um aufzuzeigen, dass das BNG nur ein Lösungsansatz und kein Alleinreiter ist. Dies wird danach auch durch die Skizzierung des Entwicklungsbedarfs des BNGs vertieft. Der dritte Hauptblock handelt anschließend von der Umsetzbarkeit durch das Bildungswesen. Es stellt sich die Frage wie das BNG auf das Bildungswesen übertragen werden kann und somit Einfluss auf die nächste Generationen hat. An Hand des zum Curriculum ergänzenden Systems My Green School, den Happy Schools in Vietnam und dem Mind and Life Institut, als Dachverband, werden erste praxisnahe Umsetzungen im Bildungssystem veranschaulicht. Abschließend wird im Fazit damit abgerundet, dass Geld lediglich ein Mittel zum Zweck ist, weshalb sich eine Alternative anbietet, wo Glück der höchste Wert innerhalb einer Bevölkerung ist. Außerdem wird nochmal zusammengefasst, wie dies am Beispiel des BNGs schon kultiviert wird. Zudem werden Ausblicke für weitere Forschungsarbeiten gegeben.
2. Bhutan und das Bruttonationalglück
Um der Fragestellung nachzugehen, wie das Bruttonationalglück (BNG) eingesetzt wird, um dauerhaftes Glück innerhalb einer Bevölkerung zu kultivieren, wird zunächst ein grober Umriss des geschichtlichen Verlaufs und der Eckdaten Bhutans skizziert, um daran die Entstehung des Brutto-nationalglücks zu veranschaulichen. Anschließend kann von dieser Basis aus, tiefer auf die Glücksdefinition und das Bruttonationalglück eingegangen werden.
Bei dem buddhistischen Königreich handelt es sich um ein Gebiet von der Größe der Schweiz mit ca. 700.000 Einwohnern. Es liegt am Himalaya zwischen den geopolitischen Größen von China und Indien.[4] Der dritte König Jigme Doris Wangchuck regierte Bhutan zwanzig Jahre lang und sorgte für eine moderne Transformierung. Er strukturierte das Land um, brachte westliche neue Technologien ins Land und bewahrte zugleich die traditionelle Kultur. Bei seinem plötzlichen Tod 1972 wurde sein siebzehnjähriger Sohn König. Der junge Monarch stand zu seiner Unerfahrenheit und nahm sich zwei Jahre lang Zeit das Land, meist zu Fuß, zu bereisen und die Menschen dort nach ihren Hoffnungen und Wünschen zu befragen.[5] Somit eignete er sich das Wissen an, welches er benötigte, um das Land gut zu regieren. Durch das Zuhören stellte der junge König Jigme Singye Wangchuck fest, dass trotz der persönlichen Unterschiede alle Menschen im Grunde nach Glück und dem Ende von Leid streben. Dies veranlasste ihn ein neues Paradigma, eine neue politische Philosophie des Glücks, ins Leben zu rufen. Hierbei handelt es sich um das Bruttonationalglück. Die Entscheidung beruht unteranderem auf dem Rechtskodex von 1729. Dieser besagt, dass es die falsche Regierung ist, wenn diese nicht zum Glück der Menschen beiträgt.[6] In einem indischen Interview zieht Singye Wangchuck endgültig Stellung mit der Aussage, dass das Bruttonationalglück wichtiger ist, als das Bruttoinlandsprodukt.[7] Diese Aussage ist sehr gewagt, wenn man bedenkt, dass es sich beim Bruttoinlandsprodukt um „die wichtigste Größe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung“[8] handelt. Gerade deshalb unterstreicht die Aussage die Bedeutung und die Wichtigkeit des Bruttonationalglücks für Bhutan. Was das Bruttonationalglück beinhaltet und was es genau ausmacht wird im nächsten Kapitel vertieft. Erstmal lässt sich sagen, dass es darum geht Entscheidungen hinsichtlich des Glücks aller Menschen zu treffen.
Hierzu gehören auch die Modernisierungs- und Demokratisierungsreformen in den letzten Jahrzehnten, welche ebenfalls von König Singye Wangchuck ausgingen.[9] Lange war das Land isoliert, bis es sich in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts langsam öffnete. Teil dieser Öffnung ist staatlich limitierter Tourismus, der Start von bhutanischen Fernsehens ab 2002, sowie die Einführung von Internet unter einem staatlichen Anbieter.[10] Zur Jahrtausend-wende fanden die ersten Demokratisierungsreformen statt, als Vorbereitung für die konstitutionelle Monarchie. Die ersten freien Parlamentswahlen fanden am 24. März 2008 statt. Bhutan ist das einzige Land weltweit, in dem die Demokratisierung durch ein königlichen Dekret eingeführt wurde.[11]
Alles in allem lässt sich sagen, dass es sich um ein noch nicht sehr modernisiertes Land handelt, welches von einem König geführt wird, der das Beste für seine Bevölkerung möchte. Doch was ist das Beste? Wie kann das Glück definiert werden, nach dem jeder, so König Jigme Singye Wangchuck’s Erkenntnis,[12] strebt? Darauf wird im folgenden Kapitel vertieft eingegangen.
2.1 Eine Definition des Glücks aus bhutanischer Perspektive
Nun wurde die Geschichte Bhutans kurz erläutert. Dabei ist deutlich geworden, dass der junge König damals feststellte, dass das Streben nach Glück und dem Ende von Leid alle Menschen miteinander verbindet. Daher hat er es als höchstes Staatsziel angesetzt. Doch wie lässt sich dieses Glück greifen? Worum handelt es sich und wie lässt es sich definieren?
Jeder ist dem Thema Glück schon mal begegnet, weshalb auch so viele Philosophen schon darüber geschrieben und spekuliert haben.[13] Aristoteles nach, ist Glück Selbstgenügsamkeit. Theodor Fontane stellt fest, dass man nicht den Wunsch nach noch mehr Glück hegen soll, wenn man bereits glücklich ist.[14] Egal ob es sich um einen Dieb handelt, der denkt glücklicher zu werden, wenn er diese eine Sache klaut oder ob es sich um eine Mutter Theresa handelt, die ihr Glück darin findet anderen zu helfen, beide versuchen lediglich ihr eigenes Wohlbefinden zu steigern. Damit lässt sich eins jedenfalls von Anfang an sicher sagen und zwar, dass es nicht die eine klare Vorstellung und Definition von Glück gibt. Glück ist subjektiv. So wie Philosophien ihre eigene Theorie haben, hat ein Dieb eine Vorstellung von Glück, die im Haben liegt und eine Mutter Theresa hat eine Vorstellung von Glück, die im Geben liegt. Statistisch fällt jedoch auf, dass die meisten Menschen, innerhalb einer Bevölkerung, versuchen ihr Glück durch materielle Güter im Außen zu erlangen.[15] Wie Matthieu Ricard, der ehemalige französische Dolmetscher des Dalai Lamas, auf den Punkt bringt, streben wir „nach Wohlstand, Vergnügen, Status und Macht, um glücklich zu werden. Aber irgendwann vergessen wir den eigentlichen Zweck und vertun unsere Zeit damit, den Mitteln hinterher zu jagen. So verfehlen wir das Ziel, und was bleibt ist ein Gefühl tiefer Unzufriedenheit.“[16] Hier gibt es die so genannte Sättigungskurve. Diese beschreibt den Punkt, an dem Geld aufhört zum Glück beizutragen und stattdessen eher davon abträgt.[17] Deshalb bleibt das Rätsel groß: Was ist wahres Glück und wie erlangt man es? Durch Geld allein scheint es nicht erreichbar zu sein.
Dr. Ha Vinh Tho, der ehemalige Leiter des Gross National Happiness Center in Bhutan, unterteilt Glück in drei verschiedene Zustände. Er nennt sie das Zufallsglück, das Wohlfühlglück und das dauerhafte Glück.[18] Beim Ersten geht es darum eine Chance zu haben, wie zum Beispiel bei einem Lotto Los. Beim Zweiten handelt es sich um einen vergänglichen, emotionalen Zustand. Also im Grunde ein Zustand der Freude, wenn man einen alten guten Freund wieder sieht. Letztere der drei Unterteilungen beschreibt einen Zustand, welcher schon eher in einen Charakterzug über geht. Wenn man dauerhaftes Glück kultivieren möchte, steht die Eigenschaft der Persönlichkeit im Vordergrund. Als Beispiel kann man sich hier einen zufriedenen und gelassenen Mönch vorstellen, welcher sich nicht schnell aus seinem Gemütszustand der Ruhe bringen lässt. Im Gegensatz dazu gibt es auch sehr impulsive Menschen, die sich schnell aufregen und somit schnell einen dauerhaften Zustand des Glücks wieder verlassen.
Da Glück elementar für jeden Menschen ist, hat es sich der Staat Bhutan zur Aufgabe gemacht eine bestimmtes Glückslevel im Volk zu etablieren. Sie haben das Glück, in Form des Bruttonationalglücks (BNG) 2008 mit in die Verfassung aufgenommen.[19] Die Glücksdefinition in Bhutan bezieht sich auf den zuvor unterteilten letzten Zustand, der des dauerhaften Glücks, welcher im Charakterzug verankert ist. Der erste Premierminister von Bhutan definierte Glück als das gelingende Zusammenspiel von Zwischenmenschlichkeit, Selbstreflexion und die Verbindung zur Natur.[20] In Bhutan wird Glück also als ein Gleichgewicht aus der Verbindung zu seinen Mitmenschen, aus der Verbindung zu sich selber und als Verbindung zur Natur definiert. Dies bedeutet nicht einen dauerhaft, freudvollen Zustand zu erreichen. Vielmehr könnte das Gleichgewicht als ein friedvoller und glücklicher Zustand beschrieben werden. Das Bruttonationalglück dient hier als Regierungsstruktur bzw. Seelenhaltung. Es gibt keine offizielle Definition. Eine mögliche Definition beschreibt es als den Zustand, wenn Bhutans neun Domänen des Bruttonationalglücks erfüllt sind. Auf die Domänen wird im nächsten Unterkapitel vertieft eingegangen.
Um den Sinn diesen politischen Konzepts zu verstehen ist die Unterscheidung von den englischen Glücksbegriffen Happiness (soziales Wohlbefinden) und Well-being (Glück) von Bedeutung.[21] Denn Happiness bezeichnet lediglich die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse. Es handelt sich um einen Zustand, in dem alle äußeren Vorraussetzungen für die Kultivierung von Glück erfüllt sind. Bei Well-being hingegen handelt es sich um den vorhin definierten, dauerhaften und zu kultivierenden Zustand. Der Zustand, bei dem die Verbindung zu einem selber, seinen Mitmenschen und der Natur im Gleichgewicht ist. Well-being kann jedoch nur von einem selber kultiviert werden. Die Idee des Bruttonationalglücks liegt darin, dass die Regierung für die Basis (Happiness) zuständig ist.[22] Wenn diese Basis da ist, hat der oder die Einzelne die Möglichkeit das eigene Glück (Well-Being) zu kultivieren.[23] Denn dauerhaftes Glück darf wie ein Muskel selber trainiert werden. Hier ist das Gleichgewicht davon im Einklang mit sich, seinen Mitmenschen und der Natur zu sein gemeint.
Somit gibt es also nicht die eine Glücksdefinition weltweit. Der Staat Bhutan jedoch sieht das Glück in dem gelangenden Zusammenspiel davon im Einklang mit sich selber, mit der Natur und mit seinen Mitmenschen zu sein. Dabei handelt es sich um einen dauerhaften Zustand, welcher fast schon als Charakterzug angesehen werden kann. Dieser kann, wenn die Regierung die Basis bildet und für Happiness in der Bevölkerung sorgt, von jedem Menschen selber kultiviert werden. Diese Ansicht gilt im Folgenden als richtungsweisende Definition. Doch wie wird die Basis, wie wird Happiness durch das BNG, gebildet? Um diese Frage zu beantworten werden im Folgenden zunächst die vier Säulen des BNGs veranschaulicht, um daraufhin auf den wissenschaft-lichen Index mit den neun Domänen einzugehen.
2.2 Die vier Säulen des Bruttonationalglücks
Eine von vielen Definitionen für Glück steht nun fest. Doch wie kann von hier aus gehend das Glück in Form des BNG kultiviert werden? Dafür werden zunächst die Grundbausteine, auf denen das Konzept der Bruttonationalglücks ruht und dessen Messbarkeit erläutert. Auf die Kultivierung wird im dritten Kapitel genauer eingefangen. Im folgenden Abschnitt wird den Fragen nachgegangen, wie das Bruttonationalglück aufgebaut ist und wie es gemessen wird. Grundsätzlich ruht das BNG auf vier Säulen, welche erstmals in einer Rede 1998 des damaligen Premierministers Jigmi Y. Thinley manifestiert wurden.[24] Sie sind die Basis des Bruttonationalglücks, in dem sie einmal eine tragende Stütze als Regierungsstruktur bilden und zugleich als eine Seelenhaltung angesehen werden können.[25] Die vier Säulen lauten wie folgt:
1. sustainable and equitable socio-economic development (Umweltschutz) |
2. conservation of environment (Nachhaltige und faire sozioökonomische Entwicklung) |
3. preservation and promotion of culture (Bewahrung und Förderung der Kultur) |
4. promotion of good governance (Gute Regierungsstrukturen) |
Abbildung[26]
Der erste Punkt über den Schutz der Umwelt ist die Grundlage für alles Weitere, wie es im Folgenden veranschaulicht wird. Forscher prognostizieren eine Durchschnittstemperatur von 29 Grad für das Jahr 2070, vorausgesetzt der Klimawandel kann nicht mehr rechtzeitig gebremst werden.[27] Wie hoch liegt die Priorität von anderen Faktoren, wie den kulturellen Werten, wenn es lediglich noch um das Überleben geht? Wir sind also direkt vom Erhalt der Umwelt und der Erde abhängig, weshalb der Umweltschutz an erster Stelle steht. Unterpunkte in dem Bereich sind vor allem erneuerbare Energien und der Schutz von Naturräumen.[28]
Der zweite Punkt von einer Nachhaltigen und fairen sozioökonomischen Entwicklung bezieht sich auf eine Wirtschaft zum Wohl aller Menschen. Hier steht eine Wertorientierung, die auf Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit beruht, im Vordergrund. Diese steht im Gegensatz zu der auf Geld und Macht beruhenden Wirtschaft, welche vor allem im Westen herrscht. Wenn wir nachhaltig etwas im Positiven erreichen möchten, muss die Einsicht erlangt werden, „dass alle Menschen die ihnen zugänglichen Ressourcen auf faire Weise teilen müssen“[29].
Der dritte Punkt der Bewahrung und Förderung der Kultur ist gerade in der westlichen Welt umso bedeutender. Während in buddhistischen Ländern Orte wie Tempel einen großen Anlaufpunkt darstellen, sind es im Westen zunehmend die Kaufhäuser einer Stadt. Dabei ist es gerade die Kultur, die das Wesen der Menschlichkeit bildet und worin sich „der menschliche Geist in seiner Kreativität offenbart“[30]. Daraus schlussfolgernd fördert diese Säule einen vielleicht schon länger vernachlässigten und doch elementaren Bereich des menschlichen Lebens.
Der vierte Punkt bezieht sich auf gute Führungsstrukturen. Hier geht es um die Frage, was gute Leader ausmacht. Was ist die Intention eines Leaders? Ist es das Wohlergehen und die Gleichbehandlung aller Bürger, welches ihn antreibt oder ist es vielmehr das Streben nach Geld und Macht? Um wieder eine Führung und Politik im humanitären Sinne zu erreichen, bildet diese Säule das Schlusslicht des ganzheitlichen Entwicklungsparadigmas des Bruttonational-glücks.
Bisher lässt sich also feststellen, dass sich das BNG durch den Schutz und die Erhaltung der Umwelt, eine sozialere Wirtschaft, die Förderung der Kultur und eine gute Regierungsstruktur, mit der richtigen Intention, auszeichnet. Hierbei handelt es sich allein um die Basis und einen Grundriss des Konzepts. Um es mehr zu spezifizieren und wirklich messbar zu machen, wurden die neun Domänen des Bruttonationalglücks entwickelt, auf die im folgenden Unterpunkt vertieft eingegangen wird.
2.3 Die neun Domänen des BNG
Um aus der reinen Idee des BNG und dessen vier Säulen, einen wissenschaftlichen Index zu machen, wurden die neun Domänen entwickelt. Bei dem Befragungsbogen des Centers for Bhutan Studies gliedern sich diese neun Domänen in insgesamt weitere 33 Indikatoren und 124 Variablen auf.[31] Alle fünf Jahre wird diese Befragung abgehalten. Sie dauert jeweils zwischen drei und fünf Stunden und umfasst 8.000 Haushalte, welche durch ein Zufallsprinzip bestimmt werden.[32] Die Domänen dienen als Bewertungsindex, damit das BNG nicht nur ein Ideal bleibt:
1. Psychisches Wohlbefinden 1 Zufriedenheit mit dem eigen Leben 2 Positive Emotionen 3 Negative Emotionen 4 Spiritualität |
2. Gesundheit 5. Gesundheitszustand 6. Anzahl gesunder Tage 7. Behinderungen 8. Seelische Gesundheit |
3. Gebrauch der Zeit 9. Arbeit 10. Schlaf |
4. Bildung 11. Formale Schulausbildung 12. Ausbildung 13. Wissen 14. Werte |
5. Kulturelle Vielfalt und Identität 15. Handwerkliche Fähigkeiten 16. Teilhabe an kulturellen Leben 17. Beherrschung der Muttersprache 18. Traditionelle Umgangsformen |
6. Lebendige Gemeinschaft 19. Freigebigkeit (in Form von Zeit und Geld) 20. Sicherheit 21. Verhältnis zur Gemeinschaft 22. Familie |
7. Qualität der Führungsstrukturen 23. Politische Beteiligung 24. Staatliche Leistungen 25. Regierungsarbeit 26. Grundrechte |
8. Ökologische Vielfalt und ihre Bewahrung 27. Gefährdung des Wildtierbestands 28. Folgen der Urbanisierung 29. Umweltverantwortung 30. Ökologische Fragen |
9. Lebensstandart 31. Einkommen 32. Vermögenswert 33. Wohnsituation |
|
Abbildung[33]
In der ersten Domäne des Psychischen Wohlbefindens geht es vor allem um die innere Geisteshaltung. Es handelt davon, wie zufrieden ein Mensch mit seinem eigenem Leben ist, wie er emotional auf äußere Geschehnisse reagiert und um die eigene spirituelle Praxis, zum Beispiel in Form von täglichem Praktizieren von Dankbarkeit.[34] Ein Mensch mit einem hohen psychischen Wohlbefinden lebt dementsprechend positiver und dankbarer und würde auf einen plötzlichen Regenschauer vermutlich eher mit Freude reagieren, während ein Mensch mit niederem psychischen Wohlbefinden negativ und undankbar und dementsprechend genervt auf einen plötzlichen Regenschauer reagieren würde.
Die zweite Domäne handelt von Gesundheit. Hier ist eine ganzheitliche Gesundheit gemeint, die den Körper, die Seele und die tägliche Geisteshaltung mit einschließt. Gelingt es einer Person den Alltag ohne übermäßigen Stress gesund zu bewältigen? In Bhutan arbeiten Ärzte der traditionell buddhistischen Heilkunst und der westlichen Medizin eng zusammen, sodass man sich bei einem Krankenhausbesuch aussuchen kann, von welchem Arzt man behandelt werden möchte.[35] Zudem ist die medizinische Versorgung für jede in Bhutan lebende Person völlig kostenlos. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gesundheit einen sehr hohen Stellenwert in Bhutan beansprucht.
Die nächste Domäne ist der Gebrauch der Zeit. „Unser Verhältnis zur Zeit, das zugleich unser Verhältnis zu rhythmischen Abläufen beschreibt, ist ein wichtiger Gradmesser unseres Wohlbefindens beziehungsweise unseres >>Unwohl-befindens<<.“[36] Tho beschreibt hiermit, dass sich vor allem in der westlichen Welt das Verhältnis zur Zeit, durch Technik und Industrialisierung, unnatürlich gewandelt hat. Wir leben nicht mehr nach Tag und Nacht, da wir künstliches Licht haben. Außerdem sind wir unzählig vielen Reizen, durch die digitale Welt, ausgesetzt. Beides zusammen beansprucht ein unmenschliches Maß an Leistung, welches zu Stress führt.[37] Stress, als das Gefühl der Zeit hinterher jagen zu müssen. Dementsprechend wird es zunehmend wichtiger Achtsamkeit in den Alltag einzuführen, um wieder zu einem halbwegs natürlichen Rhythmus und dem Gebrauch der Zeit zurückzukehren.
Die folgende Domäne der Bildung besitzt in dieser Arbeit einen hohen Stellenwert, da im dritten Hauptblock diese vertieft und als Beispiel für die Umsetzung des BNG in die Praxis herangezogen wird. Zunächst lässt sich diese Domäne in Kürze ebenfalls durch ihre Ganzheitlichkeit beschreiben. Es geht hierbei nicht nur um Bildung auf Wissensebene, wie in dem westlichen Schulsystem, sondern auch um Bildung auf einer Ebene, die als Lebenserfahrung bezeichnet werden kann.[38] Lebenserfahrung schließt soziale und emotionale Kompetenzen mit in die Bildung ein. Allerdings sind hier neben positiven Auswirkungen einer ganzheitlichen Bildung auch negative zu beachten. In Bhutan zum Beispiel mangelt es zunehmend an Arbeitsplätzen für Hochschulabsolventen, da sich die jungen Menschen mit hoher Bildung nicht mehr mit einem einfachen Bauernleben zufrieden geben möchten.[39]
Eine Einheit jedoch schafft die nächste Domäne, welche von der Kulturellen Vielfalt und Identität handelt. Gerade in Bhutan spielt Kultur eine große Rolle. Dadurch, dass das Land nicht kolonialisiert wurde, konnte es sich die eigene Kultur aufrecht erhalten. Die Kultur, Tradition und Spiritualität ist immer präsent. Sie ist präsent wie als spirituelle Richtlinie bei Festen, um den passenden Tag zu bestimmen oder im Alltag an Hand von hauseigenen Altären oder einfach als Perspektive auf die Welt. Alles in allem werden die unterschiedlichen, auch internationalen, kulturellen Strömungen in Bhutan als Bereicherung der Gesellschaft angesehen.[40]
Damit geht auch die darauf folgende Domäne der Lebendigen Gemeinschaft mit einher. Sie bezieht sich auf die „Stärken und Schwächen der Beziehungen und Interaktionen innerhalb menschlicher Gemeinschaften“[41]. Dieser Punkt steht im Zusammenhang mit einem Drittel, der am Anfang beschriebenen reinen Glücksdefinition. Glück wurde definiert, als ein Gleichgewicht daraus im Einklang mit sich Selber, der Natur und seinen Mitmenschen zu sein. Diese sechste Domäne beinhaltet den Aspekt im Einklang mit seinen Mitmenschen zu sein.[42] Hier stellen sich Fragen, ob man ein soziales Netzwerk hat, auf das man jederzeit zugreifen kann. Hat man Menschen in seinem Umfeld, die im Notfall jederzeit alles für einen stehen und liegen lassen würden und für die man selber das Gleiche tun würde? Oder gibt es einen Trend in die Richtung von zunehmender Unabhängigkeit und Anonymisierung? Heute werden alte Verwandte oft in institutionelle Einrichtungen gebracht, anstatt, dass sich die Familie um sie kümmert. Hier gilt es die Entwicklung zu hinterfragen und in eine positive Richtung zum Wohl aller zu lenken. Denn am Ende sind es meist die menschlichen Beziehungen, für die Menschen am Sterbebett am Dankbarsten sind.[43]
Die siebte Domäne der Qualität der Führungsstrukturen findet sich zuvor schon in einer der vier Säulen des BNG’s wieder, weshalb ich hier nicht vertieft darauf eingehen werde. Es ist lediglich nochmal zu erwähnen, dass die Regierung (der Leader) eine große Macht hat, um das Land in eine gute und nachhaltige oder in eine schlechte und auf den eigenen Erfolg beruhende Richtung zu lenken.
Die achte Domäne umfasst Indikatoren, mit denen sich die Situation der Umwelt im eigene Land einschätzen lässt. In Bhutan zum Beispiel ist dies keine vernachlässigte Domäne, da die Menschen auf Grund ihrer spirituellen Verbundenheit zur Natur sowieso sehr sorgsam mit ihr umgehen. Es gibt zudem schon Gesetze wie zum Beispiel, dass mindesten 60 Prozent des Landes bewaldet bleiben müssen.[44]
Dahingehend umfasst die letzte Domäne des Lebensstandards Indikatoren, welche vor allem in der westlichen Welt einen hohen Stellenwert haben. Hier geht es um das materielle Wohlergehen. Die große Kunst besteht vor allem in dieser Domäne darin, das Gleichgewicht zu finden.[45] Weder zu viel Arbeit, noch zu wenig macht einen Menschen glücklich. Wie im ersten Abschnitt dieser Arbeit schon beschrieben wurde, gibt es die so genannte Sättigungskurve. Diese beschreibt den Zustand, ab wann Geld vom Glück abträgt, anstatt dazu beizutragen. Wer seinen Fokus zu sehr auf das Erlangen von Geld durch Arbeit legt, vernachlässigt andere Bereiche. Wer zu wenig seinen Fokus darauf legt, ist allerdings auch nicht erfüllt. Denn „durch unserer Arbeit erfüllen wir unser Verlangen etwas für einander zu tun, und verleihen unserem Leben Sinn, indem wir unsere Fähigkeiten zum Wohle aller einsetzen.“[46] Alles in Allem gilt es sich durch die neun Domänen und 33 Indikatoren bewusst zu machen, wo ein Land, in dem Fall Bhutan, gerade steht und welche Bereiche mehr Aufmerksamkeit erfordern.
Da im vorherigen Teil der Arbeit der Inhalt des Index verdeutlicht wurde, wird im Folgenden auf die Statistik eingegangen. Wie schon skizziert wurde, beinhaltet der BNG Index neun Domänen, 33 Indikatoren und 124 Variablen. Die eben genannten Domänen sind alle gleich gewichtet. Die Gewichtung der Variablen hängt von der Subjektivität ab. Welche, die stark subjektiv sind, werden weniger stark gewichtet. Zudem müssen auch nicht alle Variablen bei jeder Person angewendet werden, da jede Person selber entscheiden kann, auf welche Einzelbereiche sie ihr Glück bauen möchte. Um zu der Messung zu gelangen, gibt es Cut-offs, welche die Glücksstufen der Befragten unterteilen.[47]
Eine Frage aus dem Index von 2015 lautet zum Beispiel: „How would you rate your knowledge and understanding of the following?“[48] Diese Frage zielt auf Indikatoren der fünften kulturellen Domäne und in dem Fall auf das Wissen über bhutanische Songs ab. Befragte können dann auf einer Skala von eins bis fünf angeben, wie sehr sie ihr Wissen und Verständnis, was Bhutanische Songs angeht, einschätzen würden. Eins ist sehr schlecht und eine Angabe von fünf würde sehr gut bedeuten. Zum Schluss werden die numerischen Antworten zusammengefasst und aufaddiert. Die daraus resultierende Punktzahl bestimmt dann, wie glücklich die jeweilige Person ist.
Um nun zu den Cut-offs zurückzukehren, ist eine Person, die weniger als 50% der Gesamtpunktzahl erreicht, unglücklich. In der Umfrage aus dem Jahr 2010 umschließt das 10,4% der Bevölkerung in Bhutan. Bewohner und Bewohnerinnen, die 50-65% der Gesamtpunktzahl erreichen, gelten als mittelmäßig glücklich. 2010 lag dieser Wert bei 48,7% der Bevölkerung. Zwischen 66% und 76% gilt man als sehr glücklich, was 32,6% der Menschen aus Bhutan umschloss. Um als vollkommen glücklich zu gelten, müssen 77% oder mehr erreicht werden, was bei 8.3% der Fall war. Der Overall Index legt den Cut-off bei 66% fest. Menschen gelten also als glücklich an sich, wenn sie ein Ergebnis von mindestens 66% erreicht haben. Diesen Wert haben 2010 40,8% der Bevölkerung in Bhutan erreicht.[49]
Alles in allem handelt es sich somit nicht nur um ein Ideal, sondern um einen Index, mit dem Glück gemessen wird. Mit jeder neuen Befragung, welche alle fünf Jahre statt findet, lässt sich mehr über das Glücks Level in Bhutan schließen. Zudem sieht die Regierung, an Hand der Ergebnisse, welche Bereiche mehr Aufmerksamkeit benötigen, um die Basis für das Glück der Bevölkerung, das Well-being, zu gewährleisten. Grundsätzlich ist ein Anstieg des Glückslevel zu sehen, welcher zwischen 2010 und 2015 bei 1,8% lag.[50] Durch diese Statistiken richtet sich der Fokus der gesamten Bevölkerung viel mehr darauf, wie man das eigene und das gesamte Glück vermehren kann. Es geht hierbei also nicht nur allein um die Messwerte, sondern ebenfalls um die Bewusstmachung der Thematik und somit der einzelnen Domänen und Variablen. Diese neun Domänen verdeutlichen den ganzheitliche Ansatz. Während in Deutschland mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Wohlstand lediglich am Lebensstandard gemessen wird, macht dieser Punkt in Bhutan mit dem BNG nur ein neuntel der Messung aus. Hier stellt sich die Frage, ob das BIP, im Vergleich zum BNG und vergleichbaren Modellen, überhaupt noch Aussagekräftig ist. Daher wird sich das kommende Kapitel der Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit des BNGs, in anderen Ländern und auf andere Modelle, widmen.
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Zusammengefasst verdeutlicht dieses erste Kapitel zunächst, dass Glück ein subjektiver Begriff mit unzähligen Bedeutungen ist. In dieser Arbeit wurde die Definition eingeführt, dass Glück das gelingen Zusammenspiel daraus ist, dass man mit sich selber, mit der Natur und mit seinen Mitmenschen im Einklang ist. Ausgehend von dieser Basis verdeutlichen die Grundbausteine des Bruttonationalglücks (Umweltschutz, Nachhaltige und faire sozioökonomische Entwicklung, Bewahrung und Förderung der Kultur und Gute Regierungs-strukuren) und dessen neun Domänen die Wissenschaftlichkeit des Systems. Somit wurde das politische Vorgehen skizziert, wie das BNG eingesetzt wird, um dauerhaftes Glück in einer Bevölkerung zu kultivieren.
Allerdings reicht dies nicht aus. Um langfristig einen anhaltenden Glücks-zustand zu erreichen, braucht es die Verankerung in etwas Kleinem und in etwas Zukunftweisendem, wie dem Bildungswesen. Zuvor wird allerdings auf die Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit des BNGs eingefangen, um aufzu-weisen, warum es mehr als das sonst gängige System des BIPs benötigt.
3. Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit
Die zuvor skizzierte Messweise zeigt die Ganzheitlichkeit und die klare Struktur des BNG’s. Dennoch ist auch dieses kein perfekter Alleinreiter, sondern lediglich ein Lösungsansatz für eine glücklichere Bevölkerung. Im Folgenden wird auf vorhandene und vergleichbare Modelle eingegangen. Dadurch soll aufgezeigt werden, dass das Konzept, welches Glück an erste Stelle setzt, zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zudem wird auf die internationale Umsetzbarkeit dessen eingegangen. Zu aller erst ist jedoch die Frage zu klären warum das Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches bisher „die wichtigste Größe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist“[51], nicht ausreicht.
3.1 Das Bruttoinlandsprodukt
Im Folgenden wird der Frage nachgegangen warum das Bruttonationalglück als politische Messgröße nicht ausreicht. Zudem wird die These geprüft, ob Geld nur ein Mittel zum Zweck ist, weshalb eine Messgröße mit Glück als höchsten Wert angebrachter wäre. Um den Fragen nachzugehen, wird zunächst erläutert, was genau das BIP überhaupt ist und wie es berechnet wird.
Ursprünglich tauchte das BiP erstmal 1932 in den USA lediglich als Index für die Wirtschaft auf. Inzwischen ist es jedoch zum Maß unseres Wohlstandes geworden.[52] Das BIP ist der „Wert aller Güter und Dienstleistungen, die in einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden.“[53] Es werden also alle Leistungen, der in Deutschland Arbeitenden zusammengezogen. Leistungen von Deutschen, die im Ausland erbracht werden sind hierbei unwichtig. Zudem geht es immer nur um das Endprodukt. Wenn also zum Beispiel ein Auto hergestellt wird, wird nur der zum Schluss erwirtschaftete Betrag gezählt und nicht Zwischenbeträge, wie zum Beispiel die der einzelnen Sitze. Berechnet wird das BIP wie folgt:
Konsum + Investitionen + Nettoexport – Importe = BIP[54]
Wenn also ein Land mehr konsumiert, hat es ein höheres BIP, also einen höheren Wohlstand. Im Folgenden veranschaulichen zwei hyperbolische Beispiele die möglichen Auswirkungen dieser Messweise. Im ersten Beispiel gehen Eltern Vollzeit arbeiten, weshalb das Kind die meiste Zeit von einer Tagesmutter großgezogen wird. Am Wochenende wird das Kind vor den Fernseher gesetzt und bekommt aus mangelnder Zeit Essen vom Lieferdienst. Wenn die Eltern nach Hause kommen, sind diese so müde und gestresst, dass sie sich oft streiten. Auf Dauer belastet die ganze Situation das Kind so sehr, dass es die Muster übernimmt und in der Schule mit Gewalt auf kleine Streitereien mit Mitschüler und Mitschülerinnen eingeht. Aus mangelnder Fürsorge der Eltern benötigt das Kind irgendwann einen Psychologen, der die Themen mit dem Kind aufarbeitet.
Im zweiten Beispiel handelt es sich um eine Familie, die zwar landwirtschaftlich hart arbeitet, in der die Eltern aber immer ein offenes Ohr für die Kinder haben. Durch den eigenen Hof versorgt sich die Familie fast ausschließlich selbst und was sie nicht selbst anbauen kann, bekommt sie als Tausch von den Nachbarn. Einen Fernseher oder einen Lieferdienst gibt es nicht. Tagsüber sind die Kinder draußen. Den Abend verbringt die Familie gemeinsam.
Vergleicht man das erste und zweite Beispiel miteinander, trägt das erste Beispiel enorm zum BIP und Wohlstand des eigenen Landes bei, während die Familie im zweiten Beispiel fast gar nicht zum Konsum des BIPs beiträgt. Doch lässt sich wirklich feststellen, dass die erste Familie mit dem größeren Wohlstand auch zufriedener und glücklicher ist? Führt dieser größere Wohlstand automatisch zu mehr Glück? Robert F. Kennedy brachte die Antwort darauf in seiner Rede an der Universität in Kansas 1968 auf den Punkt. Und zwar, dass das BIP alles misst, nur nicht das, was das Leben lebenswert macht. Im Original lautet seine Aussage wie folgt: The Gross National Product „measures everything in short, except that which makes life worthwhile“[55]. Verglichen zu den zwei Beispielen misst auch hier das BIP Dienstleistungen, wie eine Tagesmutter, Lieferdienste und Psychologen und Psychologinnen, aber nicht die Fürsorge der Eltern, die immer ein offenes Ohr für ihre Kinder haben. Hier gilt es nochmal die zu Anfang genannte Aussage von Matthieu Ricard hervorzubringen. Er sagt, dass die meisten Menschen nach Wohlstand und Macht streben, um glücklich zu werden, auf dem Weg aber das eigentliche Ziel verfehlen und bloß nur noch den Mitteln, wie Geld, hinterher jagen.[56] Somit ist zu sehen, dass Geld lediglich ein Mittel zum Zweck ist. Geld ist lediglich ein Mittel, um glücklich zu werden. Wäre es daher nicht sinnvoller das Glück zum Zweck an sich zu machen? Da das BIP die Messgröße für lediglich das Mittel zum eigentlichen Zweck ist, benötigt es eine andere politische Messweise.
Um zurück auf den Punkt der Fragestellung zu kommen, warum das BIP nicht ausreicht und verändert oder ersetzt werden soll, werden im Folgende drei Argumente genannt. Erstens sagt das BIP nichts über die einzelne Verteilung des Wohlstandes aus, da es sich lediglich um einen Durchschnittswert handelt. Zweitens zählen nur Leistungen, welche über den Markt vermittelt wurden. Wie schon in den Beispielen gezeigt wurde zählen keine Leistungen, welche innerhalb einer Familie erbracht werden. Somit fallen auch ehrenamtliches Engagement und Nachbarschaftshilfe aus der Berechnung des BIPs heraus. Drittens werden Umweltbelastungen und Naturzerstörungen nicht negativ im BIP gewertet.[57] Ganz im Gegenteil sogar werden andere, die Bevölkerung negativ beeinflussende Werte, seit 2014 mit in die Berechnung des BIPs eingeschlossen.[58] Hierzu zählen Prostitution und illegale Aktivitäten wie Drogenhandel.
Was für ein Vorbild gibt diese wie aufgezeigt wurde, lückenhafte, Messweise der nächsten Generation? Viele namenhafte Menschen, wie zum Beispiel der zuvor genannte Robert F. Kennedy oder auch Annalena Baerbock von der Partei Bündnis 90 Die Grünen, sind der Meinung, dass das Modell des BIPs nicht mehr zeitgemäß ist und sehen die Antwort auf die genannten Fragen in einer Veränderung des Indexes.[59] Abschließend lässt sich die Frage, warum das BIP nicht ausreicht, damit beantworten, dass das Modell zu einseitig ist und es eine neue und ganzheitlichere Rechnungsgröße benötigt, um die aktuellen Herausforderung zu meistern. Wie auch der Präsident des Statistischen Bundesamtes zusammenfasst, ist Wohlstand kein eindimensionales Problem, welches in einer einzigen Zahl abgebildet werden kann.[60] Zudem verdeutlicht das BIP ein Denken, durch das man nur den Mitteln hinterher jagt. Es braucht also eine ganzheitliche Messgröße, bei welcher der Zweck an sich direkt den höchsten Wert darstellt. Nun ist deutlich geworden, warum das BIP nicht ausreicht und ein Modell wie das BNG als Lösungsansatz für eine glücklichere Bevölkerung angesehen werden kann. Ist das BNG ein Alleinreiter? Handelt es sich dabei um die einzige alternative Möglichkeit zum BIP? Um die Frage wird es im kommenden Unterkapitel gehen.
3.2 Vergleichbare Modelle
Fest steht nun, dass das BIP sehr einseitig ist und dauerhaftes Glück kaum, bis gar nicht berücksichtigt. Doch lässt sich ein System wie das BNG auch auf andere Länder übertragen? Es handelt sich bei Bhutan um ein noch sehr naturverbundenes und kulturell verbundenes Land. Um aufzuzeigen, dass es sehr wohl möglich und schon im Gange ist, werden im Folgenden zunächst drei schon vorhandene Modelle als Beispiel zur Erweiterung des BIPs auf-gezeichnet. Abgeschlossen wird mit einem weiteren Modell, welches mit dem BNG am besten zu vergleichen ist.
Zunächst soll hier die Enquete Kommission für Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität dargestellt werden. Sie stellte am 15.04.2013 nach 28 Monate Arbeit ihre Ergebnisse, welche im Folgenden skizziert werden, vor. Hierbei handelt es sich um eine Kommission des deutschen Bundestages von über 30 Mitgliedern, gemischt aus Union, FDP, SPD, die Linke, Bündnis 90/ die Grünen und ausgewählten Wissenschaftlern.[61] Auf Grund der Einsicht, dass das BIP als Wohlstands Messgröße der aktuellen Zeit nicht mehr gerecht wird, wurde die Kommission ins Leben gerufen. Aufgabe der Kommission ist, kurz gesagt, die Schaffung einer Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Ökologie. In über zwei Jahren Arbeit und Forschung entwickelte die Gruppe die W^3-Indikatoren. Diese Indikatoren erweitern den Wohlstandsbegriff, neben der Dimension des materiellem Wohlstands, durch die Dimension Soziales und Teilhabe und die der Ökologie.[62] Sie geben somit eine ganzheitlichere Auskunft über die Lebensqualität als bisher. Diese Dimensionen werden an Hand von zehn Leitindikatoren gemessen. Uneinigkeiten herrschten in der Definition und Bedeutung von Wachstum. Ist Wachstum grundsätzlich schlecht und muss begrenzt werden oder hängt dies von dem Teilgebiet ab? Am Ende wird Wachstum in die verschiedenen Aspekte, wie Wachstum und öffentliche Haushalte oder Wachstum und Umwelt, unterteilt und somit differenziert betrachtet.[63] Alles in allem zeigt die Einberufung der Enquete-Kommission die Dringlichkeit der Veränderung und Erweiterung des BIPs. Zudem handelt es sich um einen ersten vergleichbaren deutschen Index zum BNG. Beide haben das Ziel einen nachhaltigen Wohlstand zu erreichen, wenn auch die Kommission den Begriff des Wohlstandes bisher noch materialistischer definiert, wie im Vorherigen veranschaulicht wurde.
Darüber hinaus existieren weitere Inangriffnahmen der neuen Herausforderung in Deutschland. Im Jahr 2012 stellte ein Professor in Mannheim die Aufgabe, eine besondere Kampagne zu skizzieren.[64] Dabei ging es darum, einen Wertewandel, auf Grund von steigender Unzufriedenheit, sozialer Ungerechtig-keit und Ressourcenknappheit, ins Leben zu rufen. Die Studentin Gina Schöler nahm die Idee des Wertewandels in der Gesellschaft als Inspiration und entwickelte daraus den Beruf der Glücksministerin, durch den sie gegen Unzufriedenheit, soziale Ungerechtigkeit und Ressourcenknappheit angeht. Noch handelt es sich dabei um ein selbständiges Unternehmen. Es gibt allerdings auch schon erste Meinungen aus der Politik, wie zum Beispiel von der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, dass dieses Ministerium nach dem nächsten Regierungswechsel offiziell eingerichtet werden sollte.[65] Diese Entwicklungen weisen den zunehmenden Wandel hinsichtlich eines ganz-heitlichen Ansatzes auf.
Darüber hinaus gibt es auch weltweit viele beispielhafte Alternativen. Einen großen Stellenwert besitzt hierbei der Human Development Index (HDI) der UN. Dieser wurde entwickelt, da die wirtschaftliche Entwicklung nicht als alleiniger Maßstab für die Entwicklung eines Landes gelten soll. Stattdessen fokussiert sich der HDI auf die Faktoren eines langen und gesunden Lebens, auf Wissen und auf einen angemessenen Lebensstandard. Diese drei Faktoren bilden drei Indexe (Lebenserwartung-Index, Bildungs-Index und BIP Index), welche wiederum den Human Development Index bilden. Siehe folgende Abbildung:
Abbildung[66]
Dieser Index kann also als weltweit verbreiteter Index neben dem BIP gesehen werden. Allerdings stellt sich hier die Frage nach dem Glück und somit dem Subjektiven. Der HDI ist durchaus umfangreicher, als das BIP allein. Wenn man ihn jedoch mit dem BNG vergleicht, fällt auf, dass er immer noch lückenhafter ist. Während im BNG in der ersten Domäne das Psychische Wohlbefinden berücksichtigt wird, zählen beim HDI allein objektive Werte wie die Lebens-erwartung und die Bildung. Daraus lässt sich schließen, dass der HDI eine wertvolle Ergänzung zum BIP ist und einen Anfang darstellt, es jedoch an den subjektiven Werten, welche zur Ganzheitlichkeit dazugehören, mangelt.
Eine Ergänzung dazu kann hier der World Happiness Report (WHR), ebenfalls von der UN, bilden. Dieses ist das vermutlich am besten zu vergleichende Modell zum BNG, was daran liegen könnte, dass es durch Einfluss aus Bhutan entstand. Die erste Umfrage wurde als Basis zu einem Treffen in Thimphu, Bhutan erstellt, um die verfügbaren globalen Daten des nationalen Glücks zusammenzuführen. Es wurde eingeführt um die Veranstaltung der Vereinten Nationen im April 2012, zum Thema Wohlbefinden und Glück: Definition eines neuen wirtschaftlichen Paradigmas, zu planen. Um den WHR genauer zu erläutern ist zu betonen, dass es sich dabei um eine weltweite Umfrage bezüglich dem subjektiven Glückslevel in 156 Ländern handelt. Seit 2020 wird besonders darauf eingegangen wie sich die soziale, städtische und natürliche Umgebung auf das Glück der einzelnen Menschen und somit Länder auswirkt.[67]
Der WHR basiert auf den Untersuchungen des Gallup World Polls, welcher Ähnlichkeiten mit der Messweise des BNG besitzt. Er basiert auf dreizehn Themen, welche mit den neun Domänen des BNG verglichen werden können. Das sind Themen wie Geschäft und Wirtschaft, Gesundheit, Wohlbefinden oder auch Religion und Ethik.[68] Jedes einzelne Thema besitzt ebenfalls jeweils weitere einzelne Indikatoren. Der Unterschied zum BNG liegt darin, dass der WHR nicht direkt von der Politik ausgeht und somit nicht direkt darauf reagiert werden kann. Hier bedarf es weitere Entwicklung und Akzeptanz der einzelnen Länder.
Abschließend ist zu bemerken, dass die Frage und Messung nach dem Glück an globaler Bedeutung und Aufmerksamkeit gewinnt. Außerdem zeigt sich, dass es inzwischen viele ausgearbeitete Alternativen gibt, weshalb das BIP nicht noch viel länger alleine bestehen muss. Es wird weiterhin angenommen, dass Bhutan mit dem BNG stets als Vorreiter gelten wird, aber das Konzept durch Hilfe der UN und ersten Ansätzen, wie dem WHR, mehr und mehr global verbreitet werden wird. Es gibt also schon erste Alternativen, welche den Gedanken des BNG in der Welt verteilen und gleichzeitig eine Konkurrenz zum BIP nach und nach darstellen.
Vielleicht geht es vielmehr darum das BNG an andere Länder anzupassen, anstatt es eins zu eins zu übernehmen und einheitlich zu machen, wie das BIP. Gerade durch den ganzheitlichen Ansatz des Indexes, bedarf es an spezieller Lösung für einzelne Länder. Wenn zum Beispiel ein Land nicht so buddhistisch geprägt ist, wie Bhutan, würde die kulturelle Domäne ganz anders ausgelebt werden und eine andere Bedeutung gewinnen. Wichtig ist das BNG als Lösungsansatz, aber nicht als die alleinige und perfekte Lösung zum Glück der Bevölkerung zu sehen. Denn auch das BNG ist kein komplett ausgereiftes Modell. Um dies zu verdeutlichen, wird im nächsten Abschnitt genauer auf den Entwicklungsbedarfs des BNG eingegangen.
3.3 Entwicklungsbedarf des BNG
Wie schon betont, ist das BNG, auch wenn es bisher ein Vorreiter ist, nicht perfekt. Wie ein Sprichwort schon sagt, ist nicht alles Gold, was glänzt. Es ist lediglich der erste Schritt in die richtige Richtung. Denn auch im Land des Glücks ist nicht jeder Mensch mit dem Leben zufrieden.[69] Wie auch in Deutschland nicht jeder beschreiben kann, was das BIP umfasst, kann auch nicht jeder in Bhutan beschreiben, was das BNG umfasst. Mit jeder Messung, mit jeder Erfahrung kann es verbessert werden. Manch ein Schattenthema in Bhutan verdeutlicht die bisher noch teilweise lückenhafte Umsetzung des BNGs und des Indexes. Zunächst einmal stößt man bei Recherchen über die Schattenseiten von Bhutan auf die Flüchtlingsproblematik. An Hand derer wird im Folgenden die, teilhaft entwicklungsbedürftige, Umsetzung des BNGs in Bhutan verdeutlicht.
Dabei handelt es sich um einen Konflikt, welcher in den 1990er Jahren stattgefunden hat.[70] Zu der Zeit wurden über 100.000 Bhutaner aus dem Süden des Landes vertrieben. Als Grund wurden fehlende Ausweisdokumente genannt. Jedoch steckt mehr dahinter. Es geht zurück auf einen Konflikt aus dem Nachbarland Sikkim Anfang der 1970er Jahre. Die Bevölkerung forderte mehr Einfluss, wodurch das Land zum indischen Bundesstaat erklärt und der König vertrieben wurde. Nun hatte der König in Bhutan Angst vor einem ähnlichen Schicksal, da in Südbhutan ebenfalls 200.000 der nepalesischen Bürger wohnten. Als Maßnahme zwang er ihnen mit starken Kontrollen die Lebensweise und Tradition der Nordbhutaner auf, was jedoch in Gewalt und Hass endete. Um dem ein Ende zu setzten, wurden Anfang der 1990er Jahre die Dokumente der Südbhutaner kontrolliert. Wer keinen Ausweis hatte, musste das Land verlassen. Jahre lang verbrachten 100.000 der Menschen ihre Zeit in Flüchtlingslagern in Nepal. Sie wurden weder als Nepalesen noch als Bhutaner anerkannt und waren somit auf die Hilfe und Versorgung durch die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen angewiesen. 2007 fing man an diese Menschen in die USA, Neuseeland, Dänemark oder in die Niederlande umzusiedeln. So entspannte sich die Lage nach und nach. Jedoch bleiben diese Geschehnisse stets im Kopf der Menschen und werden nach wie vor kritisch gesehen.[71]
Hier kann man sich die Frage stellen, ob der König im Sinne des BNGs oder reiner Angst gehandelt hat. Das BNG ruht auf den vier Säulen von Schutz der Umwelt und Bewahrung der Natur, Nachhaltige und gerechte Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft, Bewahrung und Förderung der Kultur und Gute Führungsstrukturen.[72] Zunächst kann man sagen, dass der König aus Pflichtbewusstsein gehandelt hat, um die dritte Säule, der Bewahrung und Förderung der Kultur, zu schützen. Durch sein Handeln hat er sichergestellt, dass die Kultur der Nordbhutaner bewahrt wird und die Südbhutaner sich anpassen müssen. Doch kann die Bewahrung der Kultur nicht vielmehr als Schutz der Traditionen, mit gleichzeitiger Öffnung für Neues gesehen werden? Darauf einzugehen würde hier zu weit führen, es bildet jedoch Potential für weitere Forschungsarbeiten. Anders verhält es sich mit der zweiten und vierten Säule. Was die Nachhaltige und gerechte Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft und die Gute Führungsstruktur angeht, ist in der Situation nicht BNG gerecht gehandelt worden. Bei Ersterem geht es um eine Wirtschaft, welche auf Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit beruht.[73] Ist es brüderlich und schwesterlich Menschen aus dem eigenen Land zu vertreiben? Ist dies eine faire Einteilung der zugänglichen Ressourcen? Nein, hier hätte anders gehandelt werden müssen. Vielleicht kann das Land aus der Situation lernen und nächstes Mal mit mehr Mitgefühl in einen friedlichen Diskurs gehen und gucken, was für beide Seiten am besten ist, anstatt mit Trennung zu reagieren. Auch was die Säule der Führungsstruktur betrifft, wurde nicht komplett nach der Idee des BNG gehandelt. „Eine gute Staatsführung bedeutet nichts anderes als das Bestreben, dem Wohle aller zu dienen“[74], schreibt Tho in Bezug zu der vierten Säule des BNG. In dem Fall der Flüchtlingsproblematik kann man sagen, dass der König in die Falle des Egos gestiegen ist. Er hat lediglich zum eigenen Wohl gehandelt, damit es ihm nicht so ergeht, wie dem König aus Sikkim. Stattdessen hätte er, nach dem BNG, gucken müssen, was dem Wohle aller dient. Somit wäre auch diese Säule betreffend ein humaner Austausch vermutlich angemessener gewesen. Doch dies sind alles nur Vermutungen und Anregungen. Wirklich beurteilen, aus welchem Streben heraus gehandelt wurde, weiß nur der König allein. Dieses Beispiel soll lediglich aufzeigen, dass auch Bhutan sich noch darin üben darf, nach der Idee des BNG zu handeln und diese in den einzelnen Situationen zu erproben.
Die Flüchtlingsproblematik ist nicht die einzige Herausforderung Bhutans. Kritisch ist auch die spannungsgeladene Lage Bhutans zwischen den zwei Giganten China und Indien.[75] Außerdem herrscht eine hohe Jugendarbeits-losigkeit im Land. Das kommt durch die, an sich, fortschrittlichen Entwicklung, dass immer mehr Kinder und Jugendliche einen hohen Bildungsweg gehen und Schule für alle Bürger kostenlos ist. Als Folge dessen jedoch möchten immer weniger Absolventen und Absolventinnen in die Dörfer zu dem einfachen Leben zurückkehren und versuchen sich stattdessen an Jobs in der Stadt. Durch diesen plötzlichen Wandel gibt es allerdings nicht genügend Jobs, es folgt eine hohe Arbeitslosigkeit. Dies ist der Anfang von Alkohol- und Drogenproblemen bei der jüngeren Schicht. Diese Entwicklung geht sogar so weit, dass handwerkliche Arbeiten inzwischen von Gastarbeiter aus Indien erledigt werden.[76] Somit darf auch die Domäne der Bildung noch besser angewendet werden. Alles in allem hat Bhutan eine Last aus der Vergangenheit zu tragen, darf die Spannung zwischen den zwei Giganten aushalten und darf die Herausforderung der Modernisierung, und was diese zukünftig mit sich bringt, meistern. Dieser kritische Blick auf Bhutan ist deshalb wichtig, da er zeigt, dass auch Bhutan als Vorreiter mit dem BNG noch Entwicklungsbedarf hat. Es gibt keinen Perfektionismus in der Umsetzung. Es gibt lediglich ein „sein bestes geben“, in dem Bhutan und das BNG auf einem guten Weg sind. Somit lässt sich aufs neue feststellen, dass das BNG als Lösungsansatz für eine glücklichere Bevölkerung gesehen werden kann, aber sich selber noch erproben und ausprobieren darf.
In den ersten zwei Kapiteln der Arbeit wurde zunächst die Ganzheitlichkeit und Wissenschaftlichkeit des BNGs dargestellt. Es wurde gezeigt, dass dauerhaftes Glück ein zu erstrebendes Ziel ist und direkt umgesetzt werden kann. Außerdem wurde, an Hand des Indexes, die wissenschaftliche Messbarkeit aufgezeigt. Daraufhin verdeutlichte dieses Kapitel die Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit des BNGs. Es wurde skizziert, dass das BIP nicht ausreicht, da es zu einseitig für die Herausforderungen dieser Zeit ist. Daher wurden daraufhin alternative Modelle angeführt. Heraus stellte sich, dass schon ganzheitlichere Modelle, als das BIP, vorhanden sind. Jedoch mangelt es, im Vergleich zum BNG, noch an der direkten politischen Umsetzung der Ergeb-nisse. Dennoch wurde abschließend gezeigt, dass auch das BNG noch nicht fertig ausgereift ist und somit nicht über idealisiert werden darf. Alles in Allem ist das BNG eine von zunehmenden Möglichkeiten, um dauerhaftes Glück in der Bevölkerung zu etablieren.
Allerdings reicht es nicht aus das Modell lediglich auf politischer Ebene umzusetzen. Wenn ein nachhaltiger, gesellschaftlicher Wandel hinsichtlich dauerhaftem Glück in der Bevölkerung erzielt werden soll, braucht es mehr Handeln. Daher wird im folgenden dritten Hauptblock auf die praxisnahe Anwendbarkeit, am Beispiel des Bildungssystems, eingegangen.
4. Umsetzung durch Erziehung und das Bildungswesen
Im vorherigen Teil der Arbeit wurde dargelegt was das Bruttonationalglück ist, wo es her kommt und wie man es misst. Doch wie wird der Gedanke des Bruttonationalglücks im Alltag praktiziert und kultiviert? Wie lassen sich die Weisheiten hinter dem Buttonationalglücks langfristig weitergeben? Die Antwort liegt unter anderem im Bildungswesen. Nach Thakur S. Powdyel, dem ersten demokratisch gewählten Bildungsminister Bhutans, ist es die Aufgabe des Bildungswesens den Traum eines Landes weiterzuentwickeln und diesen weiterleben zu lassen.[77] So auch Tho: „Ein erweitertes Bildungswesen, das den gesamten Menschen sieht und ihn erzieht und dabei von Anfang an gezielt seine Achtsamkeit sowie sein soziales, emotionales und ethischen Lernen einbezieht und schult – anstatt nur seinen Intellekt und sein Wissen zu vermehren -, [… ist ] der wichtigste Faktor für soziale Erneuerung […].“[78] Um ein ausgeglichenes Glück im Land zu kultivieren, reicht es nicht allein aus das Bruttonationalglück mit in die Verfassung aufzunehmen. Vielmehr benötigt es aktive und tägliche Umsetzung, welche in den Schulen Bhutans und in manchen anderen Orten der Welt schon betrieben wird. In Bhutan wurde die My Green School entwickelt, welche im Folgenden als erstes veranschaulicht werden. Um zu zeigen, dass dies weltweit umsetzbar ist, wird daraufhin auf die Happy Schools in Vietnam und auf das Mind and Life Institute, als Dachverband alternativer Bildungsmodelle, eingegangen.
4.1 My Green School in Bhutan
Wie im vorherigen Abschnitt benannte wurde, ist es, laut Powdyel, die Aufgabe des Bildungswesen den Traum eines Landes zu verwirklichen. Dies ist der Grund, weshalb My Green School entwickelt wurden. Es ist eine Methode, wie das BNG im Bildungssystem integriert werden kann. Die Lehrer in Bhutan sind jedoch aufgerufen, „BNG in erster Linie nicht als Schulfach zu betrachten, sondern dessen Grundprinzipien und Werte mit in alle Fächer mit einzubeziehen.“[79] Generell besteht das Schulsystem in Bhutan aus sieben Jahren Grundschule, vier Jahren Mittelstufe und zwei Jahren Oberstufe.[80] Die Grundschule und Mittelstufe sind für jeden und jede kostenlos, während man für die Oberstufe ein Stipendium bekommen kann oder diese selber zahlt. My Green School dient lediglich als Leitfaden für die Vermittlung und aktive Umsetzung der Werte des BNGs im Schultag, anstatt als festes Curriculum. Es handelt es sich um einen ganzheitlichen schulischen Ansatz, bei dem nicht nur der Intellekt trainiert wird, sondern auch Künste wie Spiritualität, Kultur und Moral vermittelt werden. Wer die Schule abschließt, soll im Stande sein in die Gesellschaft zu treten und mit gutem Willen und positiver Energie die Welt ein Stück weit besser zu machen.[81]
My Green School stellt acht Qualitäten des Lernens heraus, die benötigt werden, um die Ansprüche des Lebens später meistern zu können.[82] Zunächst handelt es sich um die Natural Greenery. Bei dieser geht es um die Fähigkeit unsere lebenswichtige Verbindung mit allen Lebensformen, die uns umgeben und sich darüberhinaus befinden, zu entdecken und zu bewahren. Hier können Aktivitäten wie Gärtnern oder das Verschönern der Schule veranstaltet werden.
Die Social Greenery beschreibt die Fähigkeit Beziehungen, positive Energie und Wohlwollen zu kultivieren und diese an die Gesellschaft, um uns herum, und auch darüber hinaus weiterzugeben. Die Schüler sollen lernen, dass alle und alles miteinander verbunden sind und ist. Zum Beispiel atmen alle die gleiche Luft ein und alle teilen die gleiche Sonne, die Zeit und den Raum.[83] Von dieser Erkenntnis aus soll ein Schulklima entstehen, welches auf Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit beruht.
Die Culture Greenery handelt von der Wertschätzung dessen, wer wir sind und was uns zu dem macht, was wir sind. Hierbei spielen unsere Werte und Weltanschauungen eine große Rolle. Seit der Geburt übernehmen wir Stück für Stück die Kultur, Werte und die Weltanschauung unserer Eltern. Wir fangen an zu lernen, was richtig und falsch ist, wie man isst, wie man sitzt und wie man sich begrüßt. Dies sind die ersichtlichen kulturellen Werte. In My Green School sollen die dezenten kulturellen Werte vermittelt werden, man könnte sie auch Soft Skills nennen. Es soll die Besonderheit eines jedes Menschen geschätzt werden und Güte und Licht sollen als Ziel kultiviert und mit in die Gesellschaft eingebracht werden.[84]
Die Qualität der Intellectual Greenery bezieht sich auf die Bereitschaft neue Entdeckungen zu machen, mit positiver Einstellung offen für neue Ideen und neues Wissen zu sein und diese auf ihre Werte hin zu untersuchen. Es geht darum mit einem offen Blick nach Innen auf sich selbst zu gucken und von dem Ort aus neues zu kreieren. Wie Powdyel schreibt, machen Green minds, also ein Verstand, welcher von Innen aus agiert, einen willkommenen Unterschied zu der Art wie die Dinge sind.[85] Er ändert die Perspektive auf die Welt. Trainiert werden kann diese Qualität zum Beispiel durch Meditation.
Die Academic Greenery beschreibt die Fähigkeit neue große Ideen zu entdecken und diese zu wertschätzen. Es geht darum nicht einfach Fakten stur auswendig zu lernen, sondern stattdessen zu hinterfragen warum etwas ist wie es ist. Es handelt sich um die Qualität des Entdeckers, der Entdeckerin.[86]
Die Aestetic Greenery handelt von der Ausbildung unserer Sensibilität, welche die Objekte und Ideen wahrnehmen und zu schätzen weiß, welche über das Alltägliche hinaus gehen. Hier geht es um das Ausleben des jeweiligen kreativen Talents. Man könnte es auch die Qualität der Seele nennen, die für ein erfülltes Leben sorgt. Es geht gerade um jene Tätigkeiten, welche keinem anderen Zweck folgen, als der persönlichen Erfüllung.[87] Dies kann zum Beispiel das Backen eines Kuchen sein, welcher innerhalb kürzester Zeit aufgegessen ist.
Die Spiritual Greenery ist die „Akzeptanz der Notwendigkeit eines höheren, edleren und erhabeneren Ziels, um eine größere Fülle und Vollendung für unser begrenztes und unerfülltes Leben zu erreichen.“[88] Diese Qualität handelt von der Verbindung zum inneren Selbst, welche durch Schweigeminuten und Reflexion gestärkt werden kann. Powdyel beschreibt, dass diese Verbindung eine unvergleichbare Stärke und Halt fürs Leben gibt.
Die letzte und dennoch grundlegendste Qualität von My Green School, die Moral Greenery, beschreibt die Fähigkeit zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden.[89] Sie übt die Einschätzung von guten und schlechten Werten. Gyatsho, ein buddhistische Mönch deutet die Wichtigkeit dieser Qualität mit einem Vergleich zu den heutigen typischen Bildungssystemen heraus. Er weist auf, dass es gerade die moralische Fähigkeit ist, welche in dem heutzutage typischen Bildungssystem nicht nur nicht gefördert wird, sondern zudem abtrainiert wird. Seiner Auffassung nach sorgt das zunehmende Erklimmen der Karriereleiter zu einer Vernachlässigung der moralischen Werte.[90]
Abschließend lässt sich die Idee My Green School als ein zum Curriculum ergänzenden Faktor sehen, welcher die Werte des BNG somit in den Schulalltag integriert. Es geht darum den Schultag und den Lerninhalt auf eine Art auszuführen, welche die acht Faktoren beinhaltet. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob auf eine Mobbing Situation mit einer Strafe von der Lehrperson reagiert wird oder ob die Lehrperson sich die Zeit nimmt und den Kindern die Werte von Mitgefühl und die Qualität der Social Greenery näher bringt. So können die Kinder vielleicht mit Verständnis reagieren, anstatt sich lediglich ungerecht behandelt zu fühlen. In der Wangmo School in Bhutan zum Beispiel wird für eine gute Lernatmosphäre und bunte Umgebung gesorgt. Gleichzeitig werden damit die Qualitäten der Natural Greenery, durch das Anlegen eines Gartens, und die der Aestetic Greenery, durch Kultivierung von Kreativität, geprägt. Auch den Schülern ist die Kultivierung der vielseitigen Qualitäten anzumerken, welche mit positiver Ausstrahlung durch die Schule gehen.[91]
My Green School weisen somit Ähnlichkeiten zum BNG auf, da sie ganzheitlich geprägt sind, ähnlich wie die neun Domänen. Hier steht das wie, anstatt das was im Vordergrund. Wie wird gelernt, anstatt was wird gelernt. Denn solange die Schüler mit Freude dabei sind, nehmen sie viel mehr auf, im Vergleich zu wenn sie viel, vielleicht auch sinnvolles, Wissen auswendig lernen müssen und es bald möglichst wieder vergessen. Damit die Schule ein positives Erlebnis ist, werden bei My Green School, an Hand von den acht Qualitäten, die Kreativität aus den Kindern hervorgeholt. Jedoch stellt sich hier die Frage, wie sehr dies neben dem, oft sowieso schon vollem, Curriculum ausgeführt werden kann. Es ist so komplex, dass es eine gesonderte Ausbildung für die Lehrer benötigt, welche ohnehin mit dem normalen Schulstoff oft schon genug zu tun haben. Daher wird im folgenden ein weiteres Beispiel genannt. Es gibt nämlich auch schon Bildungsprogramme, welche nicht nur eine Ergänzung zum Curriculum bilden, sondern auch gleichzeitig ein ganzheitliches Curriculum sind. Darauf wird im nächsten Kapitel, mit den Happy Schools, eingegangen.
4.2 Happy Schools in Vietnam
My Green School ist nicht das einzige Bildungsprogramm weltweit, welches auf der Idee des BNG beruht. Seit 1998 gibt es das Eurasia Learning Institute for Happiness and Wellbeing, zu dem die Happy Schools in Vietnam gehören.[92] Gründer von Eurasia ist, unter anderen, Tho, welcher in dieser Arbeit öfters zitiert wird und der ehemalige Leiter des Gross National Happiness Centers in Bhutan war. Er und der Dalai Lama betonen, dass die heutigen globalen Herausforderungen einen Paradigmen-Wechsel benötigen, welcher nur durch „ein wissenschaftlich fundiertes Erziehungssystem“[93] herbeizuführen ist. Da die Happy Schools vom BNG hergeleitet sind, gründen sie ebenfalls auf dessen Glücksverständnis. Das Konzept und Curriculum dieses Bildungsprogramms ist somit in die drei Aspekte gegliedert, welche im ersten Teil der Arbeit die Glücksdefinition aus bhutanesischer Sicht bildeten: Selbstfürsorge, Die Fürsorge für andere und die Gesellschaft und die Fürsorge für die Umwelt und den Planeten.[94]
Bei der Selbstfürsorge im Bildungsprogramm steht der eigene Wissenserwerb, die eigene emotionale Seinsebene und der Erwerb von praktischen Fertigkeiten im Vordergrund. Ersteres bezieht sich auf die Fragestellung wie die eigene Aufmerksamkeit mit Hilfe von Achtsamkeit sinnvoll zum Wissenserwerb eingesetzt werden kann. Dies ist deshalb eine wichtige Basis, da es jungen Menschen, auf Grund von moderner Technik, immer schwerer fällt aufmerksam zu sein.[95] Deshalb werden in den Happy Schools viele verschiedene Techniken angewendet, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu trainieren. In vielen Studien konnte belegt werden, dass sich Übungen der Achtsamkeit schon nach wenigen Wochen positiv auf körperlicher, mentaler und sozialer Ebene auswirken.[96] Von diesem Punkt aus, kann darauf aufbauend, der Wissens-erwerb viel effektiver gestaltet werden. Denn was bringt es den Kindern unendlich viel interessantes und wichtiges Wissen zu vermitteln, wenn sie gar nicht die Fähigkeit besitzen lang genug aufmerksam zu sein, um dieses Wissen zu verinnerlichen? Angefangen mit der Veränderung wird bei den Happy Schools zudem bei den Lehrern.[97] Da diese als Vorbild fungieren, absolvieren sie selber erstmal ein transformierendes Weiterbildungsprogramm. Damit sind sie viel mehr in der Lage in einzelnen Situationen zu entscheiden, welche Handlung und welcher Unterricht am sinnvollsten für die einzelnen Schüler ist, anstatt stur einem festen Curriculum zu folgen.
Der zweite Aspekt, der Fürsorge für andere und die Gesellschaft, basiert auf dem Gedanken, dass die menschlichen Beziehungen am Ende das sind, woran wir uns zurück erinnern und was wesentlich ist.[98] Da die Jugendjahre nicht leicht sind und jeder für sich seine Erfahrungen in zwischenmenschlichen Beziehungen machen muss, liegt hier der Fokus auf der Entwicklung von emotionaler Intelligenz und Sozialkompetenzen.[99] Die Ausprägung dieser zwei Bereiche kann Jugendlichen als eine wesentliche Stütze dienen, wertvolle und stärkende Beziehungen für sich selber aufzubauen.
Der dritte Aspekt der Happy Schools handelt von der Fürsorge für die Umwelt und den Planeten. Dass die Umwelt einen wichtigen Bereich darstellt, wurde schon am Anfang dieser Arbeit in den vier Säulen des BNGs und in den Domänen dargestellt. Hier geht es vielmehr darum, wie die Thematik der Umwelt den Kindern am Besten vermittelt werden kann. Denn durch Befehle, dass ein Kind kein Plastik in die Natur schmeißen oder sorgsam mit Ressourcen, wie Wasser, umgehen soll, kommt man nicht weit. Es gilt vielmehr den Gedanken in Form einer lebendigen Erfahrung zu ermöglichen, welche an Hand der drei Dimensionen der Schulpädagogik möglich ist: „Erziehung des Kopfes, Erziehung des Herzens und Erziehung der Hand.“[100] Erst soll die Thematik dem Kind, mit dem Kopf, verständlich gemacht werden. Anschließend darf es selber die Erfahrung machen, wobei diese im Herzen verankert wird. Abschließend kann man auf eine nachhaltige Entwicklung, welche im Handeln des Kindes zu sehen ist, hoffen. Dafür werden in den Happy Schools zum Beispiel Projekte wie Gartenarbeit, veranstaltet. Es reicht nicht den Kindern im Biologie Unterricht zu erklären wie die Natur funktioniert und zum Beispiel, dass Milch von Kühen kommt. Viel wichtiger ist es, die Kinder das Wissen aktiv selber anwenden zu lassen, in dem sie Kühe melken oder einfach einen eigenen kleinen Kräutergarten anlegen.
Um eben diese hautnahen Erlebnisse zu schaffen, wurde das pädagogische Konzept The Work That Reconnects mit ins Curriculum aufgenommen.[101] Im Großen und Ganzen geht es dabei darum, die Verbindung zu einander und zu der Natur wieder herzustellen.[102] Das Konzept folgt dem Gedanken, dass die Schäden der Natur daher kommen, dass wir Menschen uns immer mehr von ihr entfernen und nicht mehr im Einklang mit ihr leben. Hier kann Bhutan als Gegenbeispiel gesehen werden, welches auch deshalb klimanegativ ist, da die Bewohner so sehr im Einklang mit der Natur leben. So sind zum Beispiel manche Bergspitzen Bhutans noch unberührt, da sie als Wohnsitz der Geister und Götter betrachtet werden.[103] Unter dem Aspekt wäre es noch interessant tiefer auf die Struktur von The Work That Reconncets einzugehen, dies würde hier jedoch zu weit führen.
Abschließend lässt sich feststellen, dass es möglich ist, das BNG in ein Curriculum zu integrieren. Inzwischen ist Happy Schools ein Lernprogramm, welches in allen Schulen in Vietnam integriert ist und auch schon in anderen Ländern, wie in der Schweiz, angeboten wird.[104] Es gibt also schon BNG nahe Schulprogramme in Bhutan, Vietnam und der Schweiz. Doch gibt es auch schon weitergreifende Programme? Darauf wird im folgenden Kapitel eingegangen.
4.3 Mind and Life Institut
Nun wurden zwei praxisnahe Beispiele aufgezeigt. Das Mind and Life Institut kann im Gegensatz zu diesen vorherigen Beispielen als Dachverband gesehen werden, welcher weltweit vermittelt. Es wurde 1987 von Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai Lama, und zwei weiteren Personen gegründet. Da die Wissenschaft das führende Mittel der Forschung ist, wollten sie diese mit der kontemplativen Weisheit verbinden. Das Mind and Life Institute soll also als Brücke zwischen objektiver Wissenschaft und praxisnahen Praktiken fungieren.[105]
Auch dieses Institut baut seine Strategie auf den drei Aspekten des bhutanesischen Glücksverständnisses. Hier werden sie als Personal Well-being, Compassionate Communities und Human-Earth Connection bezeichnet. Zunächst geht es darum ein eigenes Gleichgewicht herzustellen, in dem positive Emotionen kultiviert und negative Emotionen vermindert werden. Der zweite Aspekt zielt vor allem darauf ab die bestehenden Trennungen zu überwinden und Beziehungen, welche auf Mitgefühl beruhen, zu bilden. Letzteres untersucht, wie die Verbindung von Wissenschaft und kontemplativer Weisheit zu einem größeren Bewusstsein und der Verpflichtung allen Lebens führen kann, um sich der Verantwortung des Klimawandels stellen zu können.[106]
Das Mind and Life Institute ist somit weniger ein direktes Bildungsprogramm, als vielmehr ein vermittelndes, informierendes und richtungsweisendes Gerüst. Es veranstaltet Events mit Gesprächen von führenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, führt einen eigenen Podcast und Blog und vergibt Stipendien.[107] Mit der Bildungsforschungsinitiative Call to Care sollte Auf-merksamkeit auf unsere Bildungssysteme und die benötigte Kultivierung von Fürsorge gemacht werden.[108] Als Beispiele werden hier auch Vietnam mit den Happy Schools und Bhutan angeführt. Darüberhinaus gibt es zahlreiche andere Programme, wie zum Beispiel auf der Seite des Mind and Life Instituts für Europa eingesehen werden können.[109] Grundsätzlich handeln diese Bildungsprogramme von der Kultivierung von Achtsamkeit, Mitgefühl und dem Erlernen von Sozialem und Emotionalem, wie auf der Internetseite deutlich wird.
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Letztendlich ist zu sehen, dass sich die Ausweitung des BNG auf das Bildungswesen aus Bhutan zunehmend weltweit verbreitet. Durch die Umsetzung im Bildungswesen kann eine langfristige Veränderung und Umsetzung des BNGs erreicht werden. Systeme wie My Green School, die Happy Schools und das Mind and Life Institute sind lediglich drei Beispiele von schon vielen existierenden. Jedes hat seine Vor- und Nachteile. My Green School ist lediglich zum Curriculum ergänzend, dafür aber sehr ganzheitlich geprägt. Die Happy Schools in Vietnam hingegen sind ein schon ausge-arbeitetes, ganzheitliches Schulprogramm, welches bisher allerdings erst in Vietnam, der Schweiz und China umgesetzt wird. Das Mind and Life Institute ist lediglich ein informierendes Gerüst, welches die Brücke zwischen Wissenschaft und kontemplativen Weisheit bildet. Dafür weist es schon weltweite mögliche ganzheitliche Bildungssysteme auf. Alles in allem wurde in diesem Kapitel gezeigt, dass die Umsetzung des BNG im Bildungswesen zunehmend in der Umsetzung ist.
Noch handelt es sich lediglich um kleine Anfänge, doch schon allein die schnelle Entwicklung der Happy Schools in Vietnam oder die vielen Angebote auf der Mind and Life Institute Website lassen auf eine große Entwicklung schließen.
5. Fazit und Ausblick
„Ein ungezügelter Kapitalismus, der nur das Wachstum der Wirtschaft im Blick hat, produziert privaten Reichtum und zugleich öffentliche Armut.“[110]
(John Kenneth Galbraith)
In der Arbeit wurde nun das Thema des Bruttonationalglücks als Lösungsansatz für eine glücklichere Bevölkerung, am Beispiel des Bildungswesens, thematisiert. Doch was ist nun der Punkt und die Hauptaussage? Wie wird das BNG eingesetzt, um dauerhaftes Glück innerhalb einer Bevölkerung zu kultivieren? Vor allem, lässt sich die These bestätigen, dass Glück der höchste Wert innerhalb einer Bevölkerung sein sollte da, da Geld lediglich ein Mittel zum Zweck ist?
Wie John Kenneth Galbraith, ein weltweit bekannter kanadischer US-amerikanischer Ökonom und Diplomat, aussagt, führt ein ungezügelter Kapitalismus zum Gegenteil von Glück. Das BIP, als die Messweise des kapitalistischen Systems, führt nicht direkt zum Glück. Wie in der Arbeit deutlich wurde, unterstützt das BIP ein unaufhörliches Hinterherjagen von Mitteln, wie Geld, die zum eigentlichem Zweck, dem Ankommen und Glücklich sein, führen sollen. Hier noch mal die Erinnerung an die Beispiele mit den zwei unterschiedlichen Familien. Während eine Familie das BIP fördert und irgendwann ausgebrannt und auf Hilfe angewiesen ist, lebt die andere Familie zwar ein bescheidenes und nicht dem BIP fordernderes Leben, ist aber zufrieden und glücklich. Fest steht also, dass es daher sinnvoller ist das Glück direkt als höchsten Wert innerhalb einer Bevölkerung anzusehen.
Doch wie wird nun das BNG einsetzt, um dauerhaftes Glück innerhalb einer Bevölkerung zu kultivieren? Zunächst ist hier nochmal an das zu Grunde liegende Glücksverständnis zu erinnern. Glück ist das Gleichgewicht davon in Einklang mit sich selber, in Einklang mit seinen Mitmenschen und im Einklang mit der Natur zu sein.[111] Es handelt sich bei dieser Auffassung von Glück um einen anhaltenden Charakterzug und ein inneres, zufriedenes Gleichgewicht. Durch diese Weltansicht und den vier Säulen als Basis, dient das BNG schon als Richtungsweiser für politische oder auch persönliche Entscheidungen innerhalb der Bevölkerung.
Darüberhinaus wird, durch den BNG Index mit den neun Domänen und den Befragungen, für eine wissenschaftliche Grundlage gesorgt. Diese vertieft einerseits die Aufmerksamkeit und das Wissen in dem Thema rund um Glück und liefert gleichzeitig Ergebnisse, nach denen fundierte politische Entscheidungen für das Land getroffen werden können. Durch die Integrierung des BNG im Bildungswesen, wird für eine nachhaltige Entwicklung in eine ganzheitliche Richtung gesorgt und der Gedanke des BNG umso schneller verbreitet und angewendet. Es lässt sich also sagen, dass das BNG auf vielschichtigen Ebenen eingesetzt wird, um nachhaltig die Idee an eine ganzheitliche Lebensweise effektiv zu verbreiten.
Dennoch bleibt das BNG lediglich ein Lösungsansatz für eine glückliche Bevölkerung. Auch das BNG hat Vor- und Nachteile und Bereiche, in denen es noch reifen darf. Zudem handelt es sich bei Bhutan um ein sehr naturverbundenes und gläubiges Land, weshalb nichts eins zu eins auf ein modernes, kapitalistisches Industrieland übertragen werden kann. Dafür gibt es jedoch, wie aufgezeigt wurde, schon ähnliche ganzheitliche Ansätze. Messungen wie der World Happiness Report, setzten ebenfalls das Glück schon an erste Stelle. Hier würde es lediglich noch die politische Verbindung benötigen, um ihn vollends mit dem BNG vergleichen zu können. Alles in allem wandelt sich diese Welt immer mehr in eine Richtung, bei der ganzheitliche Werte höher gemessen werden, als Geld allein. Denn wie in der Aufzeichnung des Forschungsproblems gezeigt wurde, macht ein ständiges Stressen im Leben und ein Hinterherjagen von Geld, nicht langfristig zufrieden und glücklich. Als neues Paradigma und als neuen Lösungsansatz wurde deshalb in dieser Arbeit das Bruttonationalglück vorgeschlagen. Ein erster Schritt in eine erfüllte und glückliche Zukunft.
In weiteren Forschungsarbeiten kann nun darauf eingegangen werden, wie effektiv die Idee des BNG wirklich ist. Ist die Bevölkerung in Bhutan wirklich dauerhaft und ganzheitlich glücklicher, als in anderen Ländern? Einerseits könnte untersucht werden, was stattdessen zu einem ganzheitlichen Glück führt oder wie die Idee des BNG verbessert werden kann. Anderseits kann geforscht werden, wie das System des BNG auf moderne Industrieländer übertragen werden kann. Spannend wäre hier zu untersuchen, welche Auswirkungen dies hätte. Würde eine ganzheitliche Lebensweise den Stresspegel so weit senken, dass die Menschen weniger krank werden? Würde es zu weniger Depressionen und zu weniger Einsamkeit führen? Alles in allem bleiben und entwickeln sich in diesem Themenfeld viele weitere und zu erforschende Fragen. Abschließen möchte ich mit der Anmerkung, dass noch so viel wissenschaftliche Forschung betrieben werden kann. Das was am Ende jedoch immer am wichtigsten ist, ist das Vertrauen auf sich selber und auf das, was einen selber glücklich macht. Wie der buddhistische Mönch Ricard kurz und knapp auf den Punkt bringt: „Vielleicht ist es auch gar nicht so kompliziert und im Grunde ganz simpel: Glück liegt darin, das Leben zu lieben.“[112]
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[1] Zaremba, “Wer glücklich ist, kauft nicht“.
[2] Vgl. Statista (Hg), Ist es für Sie erstrebenswert, später viel Geld zu besitzen?
[3] Vgl. Rövekamp, Was den Menschen glücklich macht.
[4] Vgl. Obrecht, Sanfte Transformation im Königreich Bhutan, S. 15-17.
[5] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 107.
[6] Vgl. GNH Centre Bhutan (Hg), History of GNH.
[7] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 108.
[8] Statistisches Bundesamt (Hg), Bruttoinlandsprodukt (BIP).
[9] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 107.
[10] Vgl. Obrecht, Sanfte Transformation im Königreich Bhutan, S. 16.
[11] Vgl. Obrecht, Sanfte Transformation im Königreich Bhutan, S. 16.
[12] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 108.
[13] Vgl. Rövekamp, Was den Menschen glücklich macht.
[14] Vgl. Fontane, Werke, Schriften und Briefe, S. 569.
[15] Vgl. Wolfers, Subjektives Wohlbefinden und Einkommen.
[16] Ricard, Glück, S. 64- 65.
[17] Vgl. Easterlin, The happiness- income paradox revisited.
[18] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 56-57.
[19] Vgl. GNH Centre Bhutan (Hg), History of GNH.
[20] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 58.
[21] Vgl. Happiness & Well-Being (Hg), What is the difference between happiness and well-being?
[22] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 2.
[23] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 60.
[24] Vgl. McDonald, Taking Happiness Seriously, S. 1.
[25] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 131.
[26] Vgl. Thinley, What is Gross National Happiness? S. 6.
[27] Vgl. Brech, 2070 könnte ein Drittel der Menschen unter großer Hitze leiden.
[28] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 120.
[29] Tho, Der Glücksstandard, S. 121.
[30] Tho, Der Glücksstandard, S. 121.
[31] Vgl. Ura, Alkire, Zangmo, Wangdi, A Short Guide to Gross National Happiness Index, S. 2-3.
[32] Vgl. Daily Bhutan (Hg), How does Bhutan measure Gross National Happiness (GNH)?
[33] Tho, Der Glücksstandard, S. 146-147.
[34] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 123.
[35] Vgl. Meixner, Bhutan, S. 3.
[36] Tho, Der Glücksstandard, S. 128.
[37] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 128.
[38] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 5.
[39] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 190.
[40] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 134.
[41] Tho, Der Glücksstandard, S. 136.
[42] Vgl. Tho, der Glücksstandard, S. 136-138.
[43] Vgl. Janson, Was wirklich zählt im Leben.
[44] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 141.
[45] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 142-145.
[46] Tho, Der Glücksstandard, S. 144.
[47] Vgl. Ura, Alkire, Zangmo, Wangdi, A Short Guide to Gross National Happiness Index, S. 2-3.
[48] Daily Bhutan (Hg), How does Bhutan measure Gross National Happiness (GNH)?
[49] Vgl. Ura, Alkire, Zangmo, Wangdi, A Short Guide to Gross National Happiness Index, S. 2-3.
[50] Vgl. Center for Bhutan Studies & GNH Research (Hg), A Compass Towards a Just and Harmonious Society.
[51] Statistisches Bundesamt (Hg), Bruttoinlandsprodukt (BIP).
[52] Vgl. Pornschlegel, Das BIP ist nicht mehr zeitgemäß.
[53] Bpb (Hg), Bruttoinlandsprodukt.
[54] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hg), Bruttoinlandsprodukt (BIP).
[55] John F. Kennedy Presidential Library and Museum (Hg), Remarks at the University of Kansas, March 18, 1968.
[56] Vgl. Ricard, Glück, S. 64- 65.
[57] Vgl. IW JUNIOR (Hg), Die Vermessung des Wohlstande.
[58] Vgl. Plickert, Sex, Drogen und Waffen für das BIP.
[59] Vgl. ZDF (Hg), Kritik am Bruttoinlandsprodukt.
[60] Vgl. Baumann, So wichtig ist das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland.
[61] Vgl. Deutscher Bundestag (Hg), Enquete empfiehlt neue Indikatoren für Lebensquali-tät.
[62] Vgl. BPB, Schlussbericht der Enquete-Kommission, S. 20-21.
[63] Vgl. BPB, Schlussbericht der Enquete-Kommission, S. 187-189.
[64] Vgl. Schöler, Wie ist die Idee eigentlich entstanden?
[65] Vgl. Schöler, Wie sind die Reaktionen?
[66] UNDP (Hg), Human Development Index (HDI).
[67] Vgl. Sustainable Development Solutions Network (Hg), World Happiness Report.
[68] Vgl. GALLUP (Hg), Topics in the World Poll.
[69] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 186.
[70] Vgl. Hütten, Vertrieben aus dem Land des Glücks.
[71] Vgl. Hütten, Vertrieben aus dem Land des Glücks.
[72] Vgl. Thinley, What is Gross National Happiness? S. 6.
[73] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 121.
[74] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 122.
[75] Vgl. Höflinger, Das glückliche Königreich und seine gierigen Nachbarn.
[76] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 190.
[77] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 4.
[78] Tho, Grundrecht auf Glück, S. 175.
[79] Tho, Grundrecht auf Glück, S. 170.
[80] Vgl. Minister of Education, Royal Government of Bhutan (Hg), Bhutan Education Blueprint 2014-2024, S. 16.
[81] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 4.
[82] Vgl. Schuelka, Maxwell, Education in Bhutan, S. 9.
[83] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 19.
[84] Vgl. Chitra, Gurung, The Concept of Green School in Bhutan for Holistic Education and Development, S. 5-6.
[85] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 29.
[86] Vgl. Chitra, Gurung, The Concept of Green School in Bhutan for Holistic Education and Development, S. 6.
[87] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 40.
[88] Powdyel, My Green School, S. 12.
[89] Vgl. Chitra, Gurung, The Concept of Green School in Bhutan for Holistic Education and Development, S. 7-8.
[90] Vgl. Gyatsho, Buddhist education in the 21st century, S. 5-12.
[91] Vgl. Powdyel, My Green School, S. 56.
[92] Vgl. Tho (Hg), Eurasia Learning Institute for Happiness and Wellbeing.
[93] Tho, Grundrecht auf Glück, S. 174.
[94] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 190.
[95] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 197.
[96] Vgl. Scholar (Hg), Mindfulness meta analysis 2018.
[97] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 207.
[98] Vgl. Janson, Was wirklich zählt im Leben.
[99] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 210.
[100] Tho, Der Glücksstandard, S. 223.
[101] Vgl. Tho, Der Glücksstandard, S. 226.
[102] Vgl. Naropa University (Hg), The Work That Reconnects.
[103] Vgl. Olschak, Bhutan, das Land der unbestiegenen Gletscher, als neues UNO-Mitglied.
[104] Vgl. Tho, The Happy Schools.
[105] Vgl. Mind and Life Institute (Hg), Our Roots.
[106] Vgl. Mind and Life institute (Hg), Our Strategy.
[107] Vgl. Mind and Life Institute (Hg), Start.
[108] Vgl. Mind and Liefe Institute (Hg), Call to Care.
[109] Vgl. Mind and Life Institute Europe (Hg), Programmes on Contemplative and Mindfulness Based Education.
[110] Tho, Grundrecht auf Glück, S. 158.
[111] Vgl. Tho, Grundrecht auf Glück, S. 58.
[112] Ricard, Glück, S. 38.
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