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Martin Ford | Wikimedia Commons | CC-BY-SA 4.0

Aufstieg der Roboter

Martin Ford, Aufstieg der Roboter, Kulmbach 2016

Martin Ford besitzt als Gründer einer Softwareentwicklungsfirma im Silicon Valley 25 Jahre Erfahrung in Computerdesign und Softwareentwicklung.Im Jahre 2009 erschien sein erstes Werk „The ligths in the tunnel„, das bislang nur in englischer Sprache erhältlich ist. Schon zu dieser Zeit stellt er in seinem Werk elementare Fragen für unsere zukünftige Arbeitswelt. Wie sieht die Ökonomie der Zukunft aus? Welche Auswirkungen haben Maschinen für die Arbeitswelt? Ersetzen neue Innovationen frei gewordene Arbeitsstellen? Für mich als Leser eröffneten sich neue Perspektiven in einer Zeit, in der PCs eher als Schreibmaschinenersatz fungierten denn als Kommunikationsuniversalist.

Ford hebt in seinem Werk vor allem drei Aspekte hervor: einmal verweist er auf die Bedeutung des Moore’schen Gesetzes, wonach sich die Computerleistung alle zwei Jahre verdoppelt. Zweitens positioniert er sich als mahnender Anhänger der Freisetzungstheorie, wonach technologische Entwicklungen nicht wegfallende Arbeitsplätze kompensieren werden. In diesem Zusammenhang warnt er vor Nachfrageeinbrüchen mit schwerwiegenden ökonomischen Folgen. Ford deutet schon hier seine Sympathie für ein bedingungsloses Grundeinkommen an, die in seinem Folgewerk argumentativ vertieft wird. Drittens erkennt er den wichtigen Unterschied zwischen beschleunigter technischer Entwicklung und der Langsamkeit politischer Erkenntnis- und Umsetzungsprozesse. 

Ford zweites Werk, Aufstieg der Roboter, erschien im Jahre 2016 und liegt in deutscher Sprache vor. Auf insgesamt 340 Seiten thematisiert er in vier Abschnitten die disruptive Kraft der Veränderungen, er führt konkrete Beispiele und Bereiche auf, es problematisiert die Entwicklung zur Künstlichen Intelligenz (KI) und plädiert für einen Paradigmawechsel in der Wirtschaft mit dem bereits erwähnten Plädoyer für ein Grundeinkommen. Worin besteht die disruptive Kraft technologischer Veränderungen? Ford proklamiert das Ende der sogenannten Goldlöckchen-Phase, in der eine verbesserte Produktivität zu steigenden Einkommen führte. Big Data und Robotik führen zur Wegrationalisierung studierter Angestellter, also zum Wegfall guter Mittelklassejobs. Die Verlierer der Zukunft werden also diesmal skilled-workers sein, die Gewinner,  die Nutzer der Technologien und  die Finanzmärkte. Er belegt seine These anhand von vielerlei Beispielen aus vielfältigen Bereichen. Computer und  Roboter dienen als Diagnosewerkzeug in der Medizin und ergänzen  Ärztetätigkeiten. In der Bildung stiegen die Kosten eines Studiums zwischen 1985 und 2013 um 538 % an, offene online-Kurse minimieren die Kosten zu Lasten qualifizierter Mitarbeiter. Computer bewerten Mitarbeiter, auch Klausuren, sie helfen in Pflegeheimen, bei Laboruntersuchungen, der 3-D-Druck ermöglicht die Herstellung individuell zugeschnittener Zahnkronen, Knochenimplantate und Prothesen, selbstfahrende Autos mindern die weltweite Zahl von 1,2 Millionen Verkehrstoten, ersetzen aber Taxifahrer, Buschauffeure und LKW-Fahrer. Auch im  Apothekenwesen und bei Bürojobs aller Dienstleistungsbereiche  werden  Jobs in Zukunft vermehrt  vernichtet. Das dritte Kapitel weist in die Zukunft künstlicher Intelligenz. Seine Ausführungen stimmen  den Leser hierbei mehr als nachdenklich. Ford schließt sich den Bedenken Stephan Hawkings an, wonach die Gefahr besteht, dass Maschinen mit eigenem Bewusstsein die Intelligenz nach innen errichten und der Mensch die Kontrolle verliert. Der Verlust autonomen menschlichen Handelns würde das Zeitalter der Singularität einleiten, nach der Prognose von Ray Kurzweil spätestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Welche Konsequenzen befürwortet Martin Ford? Zunächst sieht und beklagt er die verstärkte Konzentration von Einkommen und Ausgaben in den USA, was nicht nur in seinem Land zu beobachten ist. Konsum wird zunehmend durch Verschuldung aufrecht erhalten und er prophezeit, dass bald der Zeitpunkt kommen werde, an dem der Nutzen weiterer Automatisierung den Nutzen niedriger Löhne überwiegen werde, was zu Arbeitsplatzverlusten großen Stils führen werde. Folgerichtig plädiert er für ein bedingungsloses Grundeinkommen und die Ausweitung des Sozialstaates. Finanziert werden sollen diese Maßnahmen durch Steuererhebungen, die Einführung einer einheitlichen Mehrwertsteuer in den USA sowie die Errichtung eines Vermögensfonds.

Martin Fords Buch kann wegen seiner fundierten Kenntnisse, der Vielzahl von anschaulich dargelegten Beispielen und wegen der analytischen Klarheit als sinnvolle Lektüre empfohlen werden, vor allem die Ausführungen zur künstlichen Intelligenz werden den Leser sehr nachdenklich stimmen.

Martin Ford, Roboter