220 Mal Leidenschaft & Tatendrang für ein nachhaltiges, zukünftsfähiges Aachen
NABU, Greenpeace, Foodsharing, Aachen Unverpackt,… über 220 Initiativen und Vereine die sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz engagieren, hat das Forschungsprojekt We@AC Gemeinsam.nachhaltig in Aachen und der StädteRegion identifiziert. Ein Jahr nach dem Projektstart nimmt sich Projektkoordinatorin Madeleine Genzsch Zeit für ein erstes Résumé.
Wie wollen wir in Zukunft leben? Was bewegt die Menschen sich in ihrer Freizeit für Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz zu engagieren? Was brauchen die Engagierten um Ihre Visionen zu verwirklichen und was steht ihnen im Weg? In fast einhundert Interviews hat das Forschungsprojekt engagierte Aachener Bürger*innen zu ihren Zielen und Visionen, sowie zu Bedarfen und Hemmnissen ihrer Arbeit befragt. „Insbesondere die begrenzten Kapazitäten innerhalb der Gruppen stellen oft eine große Herausforderung dar, da sich die meisten Bürger*innen ehrenamtlich engagieren“, weiß Madeleine Genzsch, Projektkoordinatorin beim Eine Welt Forum Aachen e.V. Auch das Zusammenwirken mit der Aachener Stadtverwaltung, der lokalen Politik, den Aachener Unternehmen und Hochschulen wurde analyisert und vielfältige Potenziale und Möglichkeiten in Bezug auf das Zusammenwirkung aufgedeckt.
Die Interviewphase neigt sich derzeit dem Ende zu. August werden die umfassenden Daten mit Unterstützung des Instituts für Politische Wissenschaft (IPW) der RWTH ausgewertet und zur Abschlussveranstaltung am 10. Oktober 2020 vorgestellt. „Derzeit planen wir die Veranstaltung optimistisch in den Räumen des Welthauses. Neben der Präsentation der Ergebnisse und einigen Workshops möchten wir viel Raum für Begegnung, Vernetzung, Miteinander und Austausch schaffen.“ meint Maryam Aliakbari, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt kümmert. Je nach Corona-Bestimmungen, ist als Plan B auch ein digitales Eventformat denkbar.
Ergebnisse sollen Mut machen!
Die gesammelten Daten sollen vor den Menschen die sich engagieren dienen, sich besser zu vernetzen, Synergieeffekte aufdecken und helfen Visionen gemeinsam, effektiver umzusetzen. Neben einer umfassenden Ergebnisbroschüre soll daher zum Abschluss eine große Übersicht aller Initiativen und ihren jeweiligen Arbeitsschwerpunkten veröffentlicht werden. Auch Interessenten aus Politik und Verwaltung soll auf diese Weise erleichtert werden Zugang zu entsprechenden Fachgruppen und -kompetenzen zu finden. „In den Gesprächen hat mich tief berührt mit wie viel Leidenschaft und Kreativität sich diese Menschen für eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung unserer Region einsetzen. Daher wollen wir auch für die Aachener Öffentlichkeit sichtbar machen, wie vielfältig und bunt Engagement in unserer Stadt ist und die Menschen dazu motivieren sich selber aktiv einzubringen.“ betont Madeleine Genzsch.
Corona bestärkt: Jetzt erstrecht!
Vom Corona-Lockdown war das Forschungsprojekt selber nur wenig betroffen: Statt persönlicher Treffen wurden die Interviews per Videokonferenz durchgeführt und die Zeit mit Vernetzungsarbeit und dem Konzipieren von Anschlussprojekten überbrückt. „Auf die Initiativen hatte Corona indes ganz unterschiedliche Auswirkungen“, erklärt Genzsch. „Während einige studentische Initiativen Videokonferenzen schon lange in ihre Arbeit integriert hatten, haben sich manche etablierten Vereine zu Beginn schwer mit der Umstellung getan.“ Gleichwohl können die Engagierten derzeit nur sehr eingeschränkt ihre etablierten Formate wie Vortragsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Infostände oder Demonstrationen durchführen. Viele haben die Gelegenheit genutzt um sich intern besser aufzustellen, Profile zu schärfen und Konzepte für neue, kreative Formate zu entwickeln. „Vor allem jedoch hat Corona die Menschen in der Bewegung noch einmal bestärkt, wie wichtig ihr Engagement für Nachhaltigkeit ist, denn insbesondere die lokale Wertschöpfung hat sich angesichts der Krise als robust und zukunftsfähig erwiesen.“ erläutert Dr. Raphaela Kell vom Verein Regionale Resilienz Aachen e.V., dem wissenschaftlichen Kooperationspartner der Studie.
Moderne Demokratie – Mehr als ein Kreuzchen alle 4 Jahre
„Die traditionelle Politikgestaltung von oben nach unten, ist im Hinblick auf eine moderne Demokratieentwicklung überholt. Viele Bürger*innen möchten nicht länger mit den Ergebnissen von Politik und Verwaltung konfrontiert werden, sie haben den Wunsch sich aktiv in die Zukunftsgestaltung unserer Stadt einzubringen. Dazu möchten wir beitragen!“ unterstreicht Genzsch, die neben dem Forschungsprojekt am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH im Themenbereich „Partizipationsforschung und Demokratieentwicklung“ promoviert. „In den Vereinen und Initiativen haben wir teils seit Jahrzehnten etabliertes Fachwissen zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz identifiziert. Gleichzeitig besteht ein hoher Bedarf an diesen Kompetenzen von Seiten lokaler Politik und Verwaltung.“ Diese Potenziale optimal nutzbar zu machen, darum wird es in einem Folgeprojekt gehen.
We@AC l Gemeinsam.nachhaltig
Partizipations- und Dialogprojekt zur Nachhaltigkeits- und Kimaschutzbewegung in der StädteRegion Aachen
www.we-at-aachen.de
Dieser Pressebericht erschien am Sonntag, 28. Juni 2020 bei EUREGIO Aktuell