Nachklang zur Veranstaltung am 15. Juni 18.30 zum Thema Verkehrswende
„Aachens verkehrsbedinger CO2-Ausstoß stagniert seit Jahren auf hohem Niveau“
Aachen: Spätestens mit dem „drohenden“ Dieselfahrverbot muss die Stadtverwaltung das Thema innerstädtische Verkehrsüberlastung zurück auf die Schreibtische der städtischen Verwaltungen und Ratssitzungen legen. Während gegenwärtig vieles danach aussieht, als würde die unter Druck geratene Verwaltung lediglich mit dem Austausch einiger stark emittierender Busse gegen einige weniger emittierende Busse im innerstädtischen Bereich versuchen, das Ruder herumzureißen um ein Dieselfahrverbot umgehen zu können, so denken viele Bürger und Bürgerinnen weiter.
Dies zeigte sich in der Diskussion mit dem Verkehrsexperten Martin Randelhoff und Roland Jahn von Cambio Car-sharing Aachen, die der Verein Regionale Resilienz Aachen zu der Veranstaltung „Von der Autogerechten Stadt zur Menschenerechten Stadt“ als Gastreferenten eingeladen hatte. Den Bürgerinnen und Bürger brennen nicht nur die hohen gesundheitlichen Folgewirkungen der verkehrsbedingten Stickoxid-Belastungen auf der Seele, sondern in gleichem Maße auch die als lebensgefährlich empfundene Situation der Fahrradfahrer sowie die mit mehr Wohnraumqualität kaum zusammenzubringende Blechlawine, die sich in den Wohnraumgebieten breit macht. Wo mehr Stadtbegrünung möglich wäre und wo mehr Spiel- und Freizeitplätze möglich wären, wird parkenden oder fahrenden Autos der Vorrang gegeben.
Martin Randelhoff (Herausgeber: Zukunft- Mobilität), der zunächst grundlegende Aspekte zu Stadtentwicklungskonzepten erklärte, präsentierte im Hinblick auf die Situation Aachens folgende Fakten: Hiernach stagniert der verkehrsbedingte CO2-Ausstoß seit Jahren auf hohem Niveau. Annährend jeder siebte Aachener ist ihm zufolge erheblichen gesundheitsschädlichen Lärmbelästigungen ausgesetzt, wovon 32 Prozent (etwa 32.000) der Einwohner auch nächtlichen hohen Lärmbelästigungen durch Straßenverkehr ausgesetzt sind. Um das Leben in der Stadt wieder attraktiv zu machen, plädierte Herr Randelhoff dafür, „durch ein innovatives Mobilitäts- und Erschließungskonzept Mobilität ohne eigenes Auto komfortabel und wirtschaftlich attraktiv zu machen – freiwillig und bewusst.“ Seiner Überzeugung nach bedarf es hierzu einer „Push- und Pull-Strategie“, mit deren Hilfe den Bürgern und Bürgerinnen neue Mobilitätsalternativen schmackhaft gemacht werden können, indem ihnen beispielweise auch die Gestaltungsmöglichkeiten für einzelne Stadtteile oder Straßen aufgezeigt werden, wenn Parkplatzreihen und breite, autogerechte Straßen zugunsten von Begrünungsmaßnahmen und Radwegen wegfallen. Eine mögliche Alternative ist das Cambio Car-sharing-Konzept, das auch in Aachen immer mehr Zulauf erhält und von Roland Jahn, dem Geschäftsführer von Cambio Aachen vorgestellt wurde. Auch Roland Jahn betonte die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels hin zu mehr Offenheit gegenüber den Alternativen zu individuellem Autobesitz. Im September und Oktober werden weitere Experten zum Thema Mobilität in einer menschengerechten Stadt referieren und zur Diskussion einladen.