Detlef Baer über den Kinofilm: Urgewald – auf den Spuren des Geldes
Die 1992 gegründete Nichtregierungsorganisation Urgewald stellt sich im gleichnamigen Kinofilm „urgewald – Auf den Spuren des Geldes“ vor, der unter anderem in Aachen von NeNa (Netzwerk Nachhaltiges Aachen) in Kooperation mit dem Apollo Kino aufgeführt wurde.
Das Hauptanliegen von Urgewald ist der Kampf gegen fossile Brennstoffe und Kernenergie. Den Gründerinnen rund um Heffa Schücking waren von Anfang an klar, dass das Finanzkapital der zentrale Hebel für die Finanzierung und damit die Ermöglichung der Nutzung fossiler Energiequellen ist. Der Film verdeutlicht anhand konkreter Beispiele die komplexen Zusammenhänge der fossilen Energiegewinnung. Entgegen der verbreiteten Meinung, dass allein der Endproduzent für die Verbrennung fossiler Brennstoffe verantwortlich sei, zeigt Urgewald, wie die gesamte Lieferkette – von den Anlagen über die Herstellung, den Transport bis hin zu den Materialien – maßgeblich zum Problem beiträgt. All diese Schritte erfordern Anschubfinanzierungen, die fast immer über Finanzmärkte, Kreditinstitutionen (wie z.B. die Weltbank) und Aktionäre bereitgestellt werden, was die Verantwortung für den Klimawandel weit über die bloßen Produzenten hinaus auf diese finanziellen Akteure ausdehnt. Bei den potenziellen Kapitalgebern setzt die Strategie von urgewald an!
Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der norwegische Staatsfonds, der davon ausging, lediglich Aktien im Wert von 250 Millionen Euro an Firmen mit fossiler Produktion zu halten. Urgewald deckte jedoch auf, dass die Berücksichtigung der gesamten Lieferkette ein Engagement im Wert von mehreren Milliarden Euro enthüllte. Diese Erkenntnisse führten immerhin zu einem Umdenken beim Staatsfonds – und hier liegt das Erfolgsrezept von urgewald.
Urgewald war zudem maßgeblich daran beteiligt, desaströse Großprojekte, wie beispielsweise das indische Staudammprojekt Madhya Pradesh zu kippen, indem sie auf den entsprechenden Aktionsversammlungen der potenziellen Kreditgeber die Aktionäre über die erwartbaren Folgeschäden aufklärten. Auch der Bau des bulgarischen Atomkraftwerks Belene in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet konnte letztlich mit ihrer Hilfe gestoppt werden.
Durch minutiöse Recherche erstellt urgewald detaillierte Tabellen, die die komplexen Verflechtungen der fossilen Lieferketten aufdecken. Diese für jeden frei zugängliche Tabelle legt Firmenbeteiligungen an fossilen Wertschöpfungsketten dar und ermöglicht sowohl Großinvestoren als auch Privatpersonen festzustellen, ob eigene Anlagen, Kreditinstitute etc. frei von fossilem, unweltschädlichen Kapitaltransfers sind. Mit diesen Informationen wendet sich die Organisation an die Hauptversammlungen großer Aktionärsgesellschaften, insbesondere an jene der Finanzbranche, die fossile Projekte durch Kredite ermöglichen. Mehrere Projekte konnten so erfolgreich gestoppt werden, und in einigen Fällen kam es zu einem Umdenken bei den Finanzverantwortlichen. Urgewald betont zudem die Bedeutung von Straßenprotesten, da diese unerlässlich sind, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Gehör für die vorgelegten Fakten zu finden.
Obwohl Urgewald bereits wichtige internationale Umwelt-Preise gewonnen hat, ist die NGO vielen Menschen noch unbekannt. Es lohnt sich, diese Initiative näher zu betrachten. Die Materialien auf der Website bieten fundierte Argumente und tiefgehende Einblicke. Der Ansatz, die Finanzwelt direkt anzugehen, erscheint als äußerst sinnvoll, denn ohne Fremdfinanzierungen gibt es keine Investitionen in fossile Energien.
Urgewald hat mehrere informative Broschüren herausgegeben, die auf der Website verfügbar sind. Die Organisation ist international vernetzt und gilt international als wichtiger game-changer im Zusammenhang der Beendigung der global immer noch dominierenden fossilen Wirtschaft. Es lohnt sich, Urgewald für ihre wertvolle und erfolgreiche Arbeit finanziell zu unterstützen. Auf jeden Fall sollte der Film gesehen und weiterempfohlen werden.
Hier der Link: https://www.urgewald.org](https://www.urgewald.org